Spitz-findig-keit #153

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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.

Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Spitzfindigkeiten zuhauf!

Vorbemerkung

Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.

Heute geben wir uns dafür in bezug aufs Skifahren, den Doktortitel und uns Deutsche wieder extrem spitzfindig.

1. Spitz-findig-keit

In Faz-net-Meinung vom 12.2.2024 wird über die Zukunft des Skifahrens raisoniert: „Der Aufwand, Skifahren zu lernen, war immer schon beträchtlich, zumal es die wenigsten Eltern ihren Kindern vernünftig beibringen können. Er dürfte künftig noch größer werden, vor allem wegen des Klimawandels. Während man früher aus vielen Orten etwa in Süddeutschland Tagestouren mit dem Skiklub machen konnte, für überschaubares Geld und mit ein paar Wurstbroten von der Mama in der Tupperdose, muss man nun immer öfter in höhere Gefilde, die so weit weg sind, dass sich die Reise nur lohnt, wenn man gleich ein paar Tage bleibt. …

Die große Zeit des Skifahrens, der Skilehrer, der Skihaserl geht jedenfalls zu Ende. Aus ökologischen, aus gesellschaftlichen Gründen. Ein bisschen traurig. Aber es gibt Schlimmeres, zumal in diesen Zeiten.“

2. Spitz-findig-keit

Die Rheinische Post (RP) aus Düsseldorf berichtet am 14.2.2024 darüber und es macht in den Medien – vom Spiegel über die Zeit, NZZ bis hin zur Tagesschau – Schlagzeilen: Deutschland streicht den Doktortitel als Namenszusatz im Pass und Personalausweis. Im Ausland werde, so die Begründung aus dem Bundesinnenministerium, der vorangestellte Titel „Dr.“ oft als Teil des Namens verstanden, was zu Irritationen, sprich Verzögerungen bei den Grenzkontrollen führe.

Wie schreibt die NZZ vom 14.2.2024 (hinter Schranke) so schön: „Lange Zeit wurden Promovierte wie Heilige verehrt, doch das ist vorbei. In Deutschland gibt es heute mehr Doktoren als Bauern, Fleischerinnen und Bäcker.“ Und weiter: „Das Ministerium hat sich angeblich eine Alternative für Deutschlands Promovierte ausgedacht. Wer möge, dürfe sich den Titel in ein neugeschaffenes Feld eintragen lassen. Im Reisepass befinde sich das auf Seite 1, beim Personalausweis auf der Rückseite.“

Mehr oder/und weniger genial: Das mit den Heiligen war übrigens im Mittelalter und der Titel verliert nun weiter an Bedeutung. Dann gibt es hoffentlich bei uns auf mittlere Sicht wieder mehr Bäuerinnen, Fleischer und Bäckerinnen als Doktoren. Wäre die Bundesregierung nur früher darauf gekommen, welchen Aufwand hätten sich die Plagiatoren und Plagiatorinnen – wie unter anderem Karl-Theodor zu Guttenberg und Franziska Giffey – ersparen können, nicht zu reden von dem Ärger und der Schmach. Weniger genial ist dafür die AfDsP. Weit einfacher wäre es gewesen, den Dr.-Titel hinter den Namen zu schreiben, so wie es in meinem Führerschein steht! Abgesehen davon, warum kümmert sich eigentlich das Bundesministerium des Innern und für Heimat um Grenzkontrollen beispielsweise in den USA oder Indien?

3. Spitz-findig-keit

In der NZZ vom 13.2.2024 (hinter Schranke) denkt Marc Felix Serrao über eine Strategie zum richtigen Umgang mit der Alternative für Deutschland (AfD) nach. „Keine deutsche Regierung, nicht im Bund und nicht in den sechzehn Bundesländern, wird es auf absehbare Zeit leicht haben. Nur die Aussenseiterpartei kann sich entspannen und den Frust bewirtschaften. Es sei denn, das Land lässt auf die erste Erkenntnis auch die zweite folgen: Die Ausgrenzung hat die AfD gross gemacht – wer sie wieder kleinkriegen will, muss sie mitregieren lassen. Je früher, desto besser: bevor die Partei noch mehr Zuspruch erhält.“

Die Panik im Umgang mit der AfD schade der demokratischen Kultur. „Wer die AfD ablehnt, aber auch die Nazi-Vergleiche masslos findet, wird schnell zum heimlichen Sympathisanten erklärt. Währenddessen bunkern sich die echten Sympathisanten ein und weisen jede Kritik als links-grüne Propaganda zurück.“ Gegen Ende zitiert Serrao aus einem Leitfaden, der 1944 den rund 400.000 britischen Soldaten mit auf den Weg nach Deutschland gegeben wurde: „Dieses ‚merkwürdige Volk‘, heisst es da von den Deutschen, habe einen ’streak of hysteria‘, einen Hang zur Hysterie.“ Wie wahr, wie wahr, immer noch!

Und hier geht es – auch was das Erinnerungsvermögen anlangt – spitzfindig weiter.

#PreppoKompakt

Schüttelt sie ab, die Hysterie – und gebt dem gesunden Menschenverstand eine echte Chance. „Ein bisschen traurig“ bin auch ich wegen des Schnees. Zum einen, weil ich mit meinen Sportkameraden, unserer Trainerin und unserem Trainer im Wintersportverein (WSV) Ebingen bezüglich ihrer Lieblingsbeschäftigung mitfühle. Zum anderen, weil mir der Dienst am 5. Dezember letzten Jahres im Kassenhäuschen am Ski-Lift gut gefallen hat (siehe obiges Bild). Aber vielleicht geht es ja noch ein paar Jährchen weiter. „Hoal mei Soal“, der Vereinsgruß seit Gründung des WSV im Jahre 1910 (Hochdeutsch: Heil meiner Seele). Wohl denen, die so beseelt agieren.

Eine Antwort

  1. Hinsichtlich des Lernens des Skifahrens, fällt mir ein, dass mein Sohn das Skifahren vom seinem Opa (meinem Vater) gelernt hat. Diesen sehr eigenen Fahrstil hat er bis heute beibehalten, ich konnte ihm keinen gängigen Fahrstil mehr angewöhnen.

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