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Spitz-findig-keit #154

6 minutes

Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.

Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Spitzfindigkeiten zuhauf!

Vorbemerkung

Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.

Heute steigen wir dafür etwas in die wirtschaftliche Sphäre ein und beschäftigen uns mit dem Wert einer Erinnerungskultur.

1. Spitz-findig-keit

Auf Faz-net vom 20.2.2024 (hinter Schranke) kommentiert Herausgeber Gerald Braunberger wie folgt die gegenwärtige Lage. „Die Wirtschaftspolitik hat sich in einem Interventionismus ohne System verstrickt. Deutschland muss um seiner Zukunft willen seine freiheitliche Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung erneuern.“ Der hinzukommende heillose Zank über Einzelgesetze lenke von den grundsätzlichen Gefährdungen der freiheitlichen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung ab, mit der die Bundesrepublik ein Dreivierteljahrhundert so gut – wie nie zuvor in der deutschen Geschichte – gefahren sei.

„Die deutsche Wirtschaft ist zweifellos besser als ihre derzeitige (Selbst-)Wahrnehmung, aber in vielen zukunftsträchtigen Sparten hat sie den Anschluss an die amerikanische Wirtschaft längst verloren. Was sie benötigt, sind nicht Subventionen mit der Gießkanne oder Lenkungsideen aus Ministerien, sondern einen Ordnungsrahmen, der den Unternehmen eine flexible Anpassung an eine sich technologisch wie geopolitisch ändernde Welt gestattet und ihnen die Gelegenheit eröffnet, mit Konkurrenten ohne erhebliche Standortnachteile zu konkurrieren.“

Nicht mehr und nicht weniger!

Dazu der Kommentar von Christian Bichler, eine von 233 Lesermeinungen. „Und wenn noch 1000 solcher ermahnenden und richtigen Artikel kommen: Wir haben es hier mit völlig beratungsresistenten, übergriffigen und ideologisierten Regierungbeteiligten zu tun. Die einzige Heilung (was hier veranstaltet wird kann man nur noch als krankhaft bezeichnen) heisst Neuwahlen. Und je länger die Verantwortlichen warten, desto heftiger wird das Pendel in eine politische Richtung schlagen, die eigentlich keiner will. Sollte die derzeitige Regierung es tatsächlich bis zum regulären Regierungszeit-Ende durchziehen wollen, so werden sich FDP, Grüne und SPD (die sich ja täglich wenns sie könnten die Medaille ‚Gegen Rechts!‘ umhängen würden) dafür verantworten müssen für die Erstarkung radikaler Ränder nicht nur ursächlich zu sein, sondern auch noch wesentlich Vorschub leistend.“

2. Spitz-findig-keit

Die NZZ vom 20.2.2024 bringt (hinter Schranke) einem Nachruf zu Jan Assmann, der 85-jährig in der Nacht auf Montag verstorben ist. Er forschte und lehrte von 1976 bis 2003 als Professor für Ägyptologie an der Universität Heidelberg über den Wert der Erinnerungskultur.

„Menschen sind nicht nur, was sie sind. Sie sind auch das, was ihre Vorfahren früher einmal waren. Kultur entsteht, wo eine Gesellschaft die Erinnerung an das pflegt, was sie aus ihrer Vergangenheit als bedeutend erachtet. Um Erinnern kommt niemand herum. Einzelne Menschen nicht und Gesellschaften als ganze erst recht nicht. Das hat Jan Assmann immer wieder betont. Denn in der Auseinandersetzung über das Vergangene verständigen wir uns darüber, wie wir uns verstehen und wer wir sein wollen.“ Eine Autorität seines Faches, wissenschaftlich redlich, debattierfreudig, dabei auch stärkeren Argumenten, sofern solche vorgebracht wurden, gegenüber zugänglich. Und mit dem Blick für weite Zeiträume. So thematisierte er ägyptische Totenbücher, die Herrschaftstheologie der Pharaonen, aber auch Thomas Manns ‚Joseph und seine Brüder‘, Mozarts ‚Zauberflöte‘ und Beethovens ‚Missa solemnis‘.

Zusammen mit seiner Frau Aleida, einer Anglistikprofessorin, prägte er entscheidend den erinnerungspolitischen Diskurs der vergangenen dreissig Jahre. In 2018 erhielten sie gemeinsam den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. „Für ihre Arbeit, die zeigt, dass das Vergangene nie vergangen ist. Und dass Erinnern immer auch heisst, Verantwortung zu übernehmen.“

3. Spitz-findig-keit

Dazu passt wunderbar ein Blick auf die tickende Schuldenuhr des Bundes der Steuerzahler (BdSt) – wozu uns der Beitrag vom 31.1.2024 verhilft. Dort steht geschrieben:

„Auf Basis der Haushalts- und Finanzpläne von Bund, Ländern und Kommunen taxiert der BdSt einen Schuldenzuwachs von rund 107 Milliarden Euro für das Jahr 2024. Rechnerisch sind das 3.393 Euro pro Sekunde – 2023 waren es zuletzt 3.817 Euro. Damit sinkt die von der Politik geplante Neuverschuldung gegenüber den Vorjahresplänen nur unbedeutend! Insgesamt liegt die Staatsverschuldung jetzt bei rund 2.500 Milliarden Euro. Die jährlichen Zinslasten, die Bund und Länder bzw. die Steuerzahler schultern müssen, betragen inzwischen schon 50 Milliarden Euro. … Schuld hat vor allem der Bund mit seiner Neuverschuldung von rund 101 Milliarden Euro (dies sind 94 % vom gesamten Schuldenzuwachs – JG), die in die Schuldenuhr-Berechnung einfließen. Denn neben der offiziellen Nettokreditaufnahme in Höhe von 39 Milliarden Euro finden sich noch gut 62 Milliarden Euro in den Schuldenplänen.“

Apropos verantwortlich sein: Wie hießen der Bundeskanzler, der Finanz- und der Wirtschaftsminister gleich noch mal?

Und hier geht es traumhaft tänzerisch weiter.

#PreppoKompakt

Das Problem mit den Schulden – wenn sie überhandnehmen – haben wir schon bei der Besprechung des Buches von Marc Friedrich und Florian Kössler hier kennengelernt. Die Währung gerät unter Druck, die Geldentwertung/Inflation nimmt Fahrt auf und das politische Gebilde zerbricht. So geschehen in den letzten 200 Jahren weltweit über 250-mal. Allein in Deutschland achtmal, ebenso oft in Argentinien, Frankreich und Österreich, Spitzenreiter aber ist Spanien mit 13-maligem Zusammenbruch seines Geldsystems. Lediglich die Schweizer Eidgenossenschaft blieb in ihrer über 700-jährigen Geschichte davon verschont. Analysiert man in der Geschichte den Niedergang von Staaten, dann war das Geldsystem nicht immer der einzige Auslöser. Aber es spielte dabei immer eine zentrale Rolle.

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