Spitz-findig-keit #156

6 minutes

Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.

Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Spitzfindigkeiten zuhauf!

Vorbemerkung

Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.

Heute schauen wir stattdessen auf Mitglieder des Vereins Deutsche Sprache (VDS) und was diese so umtreibt. Gratis dazu die neuesten Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), ebenfalls ein Verein.

1. Spitz-findig-keit

Am 18.1.2024 ist in der NZZ ein Bekenntnis zum Verein Deutsche Sprache (VDS) festgehalten. Michael Wolffsohn „bekennt“ dort Mitglied, sogar schon lange, ja sogar Ehrenmitglied des VDS zu sein. Zudem ist der bekannte Historiker ein jüdischer Deutscher, wie er selbst formuliert, „… stolzer Semit, … Sohn und Enkel von Holocaustüberlebenden“. Auslöser dafür war die Teilnahme eines VDS-Vorstandsmitglieds an einem Treffen, „… bei dem über Perspektiven im Falle einer AfD-geführten Regierung gesprochen worden sein soll. Ein Thema war, wie zu lesen ist, ‚Remigration‘, sprich: brutale Abschiebung aller oder fast aller Migranten aus Deutschland.“ Der Bericht erschien am 10.1.2024. Das besagte Vorstandsmitglied, Frau Silke Schröder, ist ihrem Ausschluss durch Austritt zuvorgekommen, wohl auch um Schaden vom VDS abzuwenden.

„Liebe Mit-Deutsche und liebe Mit-Nutzer der deutschen Sprache. Die Pflege der deutschen Sprache ist weder Teutonismus noch gar Nazismus, sondern Pflege eines Kulturgutes. Es schafft Kommunikation und ist somit die wichtigste Verbindung von Mensch zu Mensch, Kopf zu Kopf und Herz zu Herz. Wie alles und jedes kann auch jede Sprache ge- oder missbraucht werden. Ja, Massenmörder wie Adolf Hitler und seine Mitverbrecher missbrauchten die deutsche Sprache, um Millionen Menschen zu ermorden. Die deutsche Sprache wurde (und wird?) jedoch ebenso von moralischen Leuchttürmen gebraucht. Du bist der Nutzer, du entscheidest über gut oder böse. Ich bleibe Mitglied im Verein Deutsche Sprache.“

Schließe mich – als katholischer Deutscher mit junger VDS-Mitgliedschaft (erst seit April 2023) – der Argumentation von Prof. Wolffsohn an. Finde es dennoch schade, dass in Bezug auf den Anlass – dem vom Internetportal Correctiv wohl überzogen dargestellten Treffen im Landhaus Adlon in Potsdam, statt Tatsachen Meinungsäußerungen – vorschnell geschlussfolgert, geurteilt und gehandelt wurde (ausführlicher dazu die Beiträge auf der Achse des Guten vom 4.3.2024 und 1.2.2024 als YouTube-Video, sowie in faz-net vom 3.3.2024 – hinter Schranke – ein Interview mit dem Geschäftsführer von Correctiv, David Schraven).

2. Spitz-findig-keit

Am 23.2.2024 berichtet DerStandard unter Bezugnahme auf einen Spiegel-Artikel darüber, dass es im Bundesfinanzministerium in Berlin den „… gendergerechten Schreibweisen und damit *, _, : und dem Binnen-I an den Kragen …“ geht. Minister Christian Lindner (FDP) hat in einer Hausmitteilung festgehalten, dass diese Schreibweisen den Empfehlungen des Rats für deutsche Rechtschreibung zuwiderlaufen und damit „vom amtlichen Regelwerk nicht abgedeckt“ seien. Die VDS-Mitglieder freut es.

Humor muss/darf sein

Köstlich die Lesermeinung (eine von insgesamt 307 recht durchwachsenen, reichlich auch mit Wiener Schmäh) aus dem Munde von Ronald Weinberger: „Unter ‚Steuerzahler‘ verstehe ICH auch ‚Steuerzahlerinnen‘, unter ‚Radfahrer‘ ebenso ‚Radfahrerinnen‘ usw. usw. Aber walzen wir doch die ganze Malaise ein bisschen mehr aus: Unter ‚Blödmännern‘ verstehe ich nämlich nur die mit Penisinhabe. An ‚Blödfrauen‘ besteht freilich noch Mangel. Nur am Ausdruck, versteht sich. An der realen Existenz hingegegen, ob da ein Mangel herrscht? Hoppla, ‚herrscht‘. Unerlaubt!?! Lieber ‚frauscht‘. Oder ‚damescht‘? Mein liebe Frau Gesangsverein! Man muss aufpassen, muss sich befrauschen können. Dameschaftszeiten noch einmal! Alles erfordert schließlich Übung – und Mut. Heutzutage v. a. Mut, um die ganze Genderei dorthin zu verfrachten, wohin sie m. E. gehört: in den Müllkübel der Sprachgeschichte. FrauoFrau!“

Mannomann, hat der Mann Humor! Etwas an dem es heute oft mangelt, wie auch am Mut.

Auch in Bayern wird mutig Klartext – nicht durch die, sondern den Blume – gesprochen

Im Infobrief des VDS vom 3. März 2024 wird über ein Interview mit dem bayerischen Wissenschaftsminister Markus Blume in der „Welt“ (vom 27.2.2024 hinter Schranke) berichtet. „Nach der Ankündigung von Ministerpräsident Markus Söder, das Gendern in Bayerns Schulen und Verwaltungen zu untersagen, kündigte Blume an, er wolle ein solches Verbot nun auch in den Hochschulen umsetzen. Im universitären Bereich hätten sich Formulierungen jenseits der Rechtschreibregeln und des allgemeinen Sprachgebrauchs durchgesetzt. Das Gendern nennt er eine Art von ‚Übergriffigkeit‘, die spracherzieherische Tendenz der Gendersprache beanstandet er.“ Die Schulpolitik solle sich mit wichtigeren Themen als dem Gendern befassen, wie dem gesunkenen Sprachstandsniveau der Kinder. „Der Spracherwerb habe Vorrang.“ Soweit Markus Söders Minister Blume.

3. Spitz-findig-keit

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V in Bonn hat ihre Empfehlungen für die gesunden 18- bis 65-Jährigen überarbeitet. Heutzutage hervorzuheben ist, dass dabei nicht mit Verboten gearbeitet wird, sondern eben mit Empfehlungen. Das Ganze möglichst bunt, gesund und pflanzenbetont, das heißt zu drei Vierteln pflanzliche und zu einem Viertel tierische Lebensmittel. Und „Am besten Wasser trinken“, eine unverändert gebliebene Empfehlung.

Und hier geht es gleich anständig weiter.

#PreppoKompakt

Was das Gendern anlangt eine erfreuliche Entwicklung. Der VDS wird am Ende des Tages dadurch sicherlich nicht arbeitslos, denken wir nur an das Sprachstandsniveau der Kinder.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert