Spitz-findig-keit #167

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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.

Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Spitzfindigkeiten zuhauf!

Vorbemerkung

Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.

Heute kümmern wir uns lieber um die in Kürze anstehende Wahl, zeigen Mitleid mit den Engländern, die nicht mitwählen dürfen. Und betreten, wie seinerzeit von Udo Jürgens besungen, mutig Neuland: Ich war noch niemals in … .

1. Spitz-findig-keit

In zwei Wochen werden nicht nur unsere regionalen Parlamente, sprich Gemeinderat und Kreistag gewählt, zugleich findet auch die Europawahl statt. Ein probates und bewährtes Instrument, um am 9. Juni ein vernünftiges Votum abzugeben, stellt der Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), Bonn, dar. Selbst wer schon weiß, welche Partei er am liebsten ins Europa-Parlament nach Brüssel entsenden möchte, kann hier, mit geringem Zeitaufwand, seinen Standpunkt überprüfen. Nicht ganz auszuschließen ist allerdings, dass das Ergebnis die eine oder andere Überraschung bereit hält. Frei nach Immanuel Kant: habe den Mut, dich deiner eigenen Anschauung/Auffassung zu vergewissern.

2. Spitz-findig-keit

Bedauerlicherweise sind die Engländer nicht mehr in der Europäischen Union (EU). Zum Trotz besuchen wir mit Hilfe von Virgina Woolf deren Hauptstadt. Heute vor genau 100 Jahren hat sie im Tagebuch (in dem von uns regelmäßig bemühten „Buch der Tagebücher“ – zuletzt hier -, S. 254; zur Person S. 663-664) folgendes festgehalten:

„London ist bezaubernd. Ich trete auf einen goldbraunen Zauberteppich hinaus, so kommt es mir vor, & schwebe in die Schönheit, ohne einen Finger zu rühren. Die Nächte sind wunderbar, mit all den weißen Portikos & breiten stillen Boulevards. Und die Leute springen rein & raus, behende, unterhaltsam wie Kaninchen; & ich sehe die Southampton Road hinab, schwarz wie ein Seehundrücken oder rot & gelb vom Sonnenschein, & schaue zu, wie die Omnibusse kommen & gehen, & höre die alten verrückten Orgeln. Eines Tages werde ich über London schreiben, & wie es das Privatleben vereinnahmt & mühelos mit sich fortträgt.“

„Wer hat Angst vor Virgina Woolf?“ – schon am 28.11.2019 haben wir uns an dieser und ähnlichen Ängsten abgearbeitet. So an der Angst, mit dem Eintritt in den Ruhestand in ein tiefes Loch zu fallen.

3. Spitz-findig-keit

Nachdem meine langjährig Angetraute auch darauf eingestiegen ist: Whats-App übersetze ich mit „Wart’s ab!“ Denn neulich haben wir drei Wochen lang Tag für Tag auf die wunderbaren Tier- und Landschaftsbilder aus irischen Landen, aufgenommen von meiner Cousine Monika, gewartet.

Von unserer Reise in die Marken ganz ohne App vier eindrückliche Bilder: die grandiose Grotte Frasassi, ein Beispiel aus Jesi für die vielen imposanten Kirchenaltäre, der einladende Platz vor der Basilika in Loreto und die weitläufige Gegend um Ostra.

Widmung

Meinen Freundinnen und Freunden aus der Schulzeit gewidmet, mit denen ich herrliche Tage verbringen durfte. Weder die rund 800 Kilometer einfach, noch die diversen Mautstationen mit eingebauten Spannungselementen, noch Hagel, Blitz und Donner konnten uns und der gehobenen Stimmung etwas anhaben. Danke Hajo für die Organisation und Einladung, Michael für den Transport, Günther für die Sicherheit, Hans-Martin für die Unterhaltung und auch den anwesenden besseren Hälften – wie mein Vater zu sagen pflegte – für das Wohlwollen und die Empathie.

Und hier geht es gleich weiter mit unseren Grundwerten und -bedürfnissen.

#PreppoKompakt

Nebenbei bemerkt, die sogenannte To-do-Liste pervertiert immer mehr zur „Tus-Du-Liste“. Aber übertriebene Ängste löst das noch lange nicht aus.

Eine Antwort

  1. Noch zwei Anmerkungen zur Verbindung zwischen den Marken und Schwaben:

    1. Wie wir gesehen haben, wurde Friederich II in Jesi auf dem Marktplatz geboren. Eine „öffentliche“ Geburt, aus dynastischen Gründen. Der letzte Stauferkaiser sprach kaum deutsch und war nur selten in seiner schwäbischen Heimat.

    2. Die Marchegiani werden als die Schwaben Italiens bezeichnet, sparsam, fleißig und zuverlässig. Deshalb wurden sie von den Päpsten häufig als Steuereintreiber eingesetzt.
    Es gibt dazu ein Sprichwort: „Lieber ein Toter im Keller, als ein Marchegiani vor der Tür.“
    Die Marken waren Teil des Patrimonium Petri.

    Soviel zur schwäbisch-markegianischen Geschichte.

    Sommerliche Grüße aus Ostra.

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