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Spitz-findig-keit #166

7 minutes

Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.

Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Spitzfindigkeiten zuhauf!

Vorbemerkung

Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.

Heute sind wir fern der Heimat mit Freunden in den Marken unterwegs. Als Kontrast dazu sowie für die freiwillig Daheimgebliebenen etwas Positives zum Alleinsein. Und zur Künstlichen Intelligenz (KI), die aber neben hellen auch sehr dunkle Seiten aufweist und zunehmend bei Cyberangriffen zur Anwendung kommt.

1. Spitz-findig-keit

Die NZZ vom 9.5.2024 macht sich Gedanken zum Alleinsein. Alleinsein mit den eigenen Gedanken bringe Entspannung und fördere das persönliche Wachstum, sei aber ein Luxus, der vielen nicht vergönnt ist.

Die englische Schriftstellerin Virginia Woolf, wir begegnen ihr schon nächste Woche in der #167 wieder, schrieb im Titel eines Essays von der Notwendigkeit eines Zimmers für sich allein. „Erst im eigenen Raum könnten Frauen kreativ und produktiv sein. … Dass Alleinsein für die eigene Schaffenskraft entscheidend ist, … das belegt die Forschung zum Alleinsein.“ Alleinzeit hilft zudem „… sich zu entspannen und Stress abzubauen, bietet Gelegenheit zur Selbstreflexion und fördert generell das persönliche Wachstum. Das gilt für extrovertierte Personen genauso wie für introvertierte.“ Aber aufgepasst: „Sind Leute unfreiwillig länger allein, können sie einsam werden“, verbunden mit psychischen und körperlichen Leiden.

Nach Laura Bernardi, Professorin für Demografie und Soziologie des Lebenslaufs an der Universität Lausanne, sind Einsamkeit und Alleinsein zwei unterschiedliche Dinge. „Man kann sich mitten in einer riesigen Menschenmenge einsam fühlen – oder umgekehrt Stunden, Tage, sogar Wochen allein verbringen, ganz ohne Einsamkeitsgefühle.“

Die Bedürfnisse nach Austausch und Nähe seien von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. „Selbst wenn diese Bedürfnisse vorübergehend nicht erfüllt werden, können die meisten von uns das gut verkraften“, so Bernardi. „Einsam werden Personen dann, wenn sie über längere Zeit hinweg mit weniger Intimität, emotionaler Nähe und Unterstützung auskommen müssen, als sie sich wünschen.“ Das freiwillige Alleinsein hingegen sei eine starke psychologische Ressource.

2. Spitz-findig-keit

Die NZZ vom 11.5.2024 zu einer erstaunlichen Fähigkeit der Künstlichen Intelligenz: die KI ein Meister der Täuschung, wen wundert es?

„Sie lügen und betrügen, um ans Ziel zu kommen: Systeme mit Künstlicher Intelligenz (KI) sind in der Lage, Menschen zu täuschen – selbst wenn sie darauf trainiert wurden, hilfreich und ehrlich zu sein.“ Das haben Forscher am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge/USA herausgefunden. Sie fordern „… die Politik auf, so schnell wie möglich strenge Vorschriften zu entwickeln, um KI-Systeme in die Schranken zu weisen.“

Das vom Facebook-Konzern Meta entwickelte KI-System Cicero tritt im Brettspiel-Klassiker Diplomacy gegen menschliche Mitspieler an. „Diplomacy simuliert die Machtverhältnisse in Europa vor dem Ersten Weltkrieg. Um zu gewinnen, müssen die Spieler Allianzen schmieden, Schlachtpläne ausarbeiten und verhandeln und so eine stilisierte Version von Europa erobern. Da es nur einen Sieger gibt, sind die Spieler früher oder später gezwungen, eingegangene Allianzen wieder zu brechen.“ Cicero habe oft nicht fair gespielt, obwohl darauf trainiert, „… seine menschlichen Verbündeten während des Spiels niemals absichtlich zu hintergehen“.

Auch KI-Systeme von Google und OpenAI besitzen die erlernte Fähigkeit, Menschen zu täuschen. So kann beispielsweise das Sprachmodell GPT-4 von OpenAI sehr überzeugend argumentieren und auf Täuschungen und Lügen ausweichen. Massenhaften maschinellen Trickbetrügereien ist so Tür und Tor geöffnet, dem nicht genug.

3. Spitz-findig-keit

In faz-net vom 13.5.2024 wird das gleichen Tags vom Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden vorgestellte „Bundeslagebild Cybercrime 2023“ besprochen. Die aus dem Ausland heraus auf Deutschland verübten Straftaten sind im Vergleich zum Vorjahr um 28 Prozent gestiegen, der entstandene Schaden beläuft sich auf knapp 206 Milliarden Euro. Dabei gibt es kaum Möglichkeiten, an die Täter heranzukommenen. Neben juristischen Hürden mangelt es an der Kooperationsbereitschaft in den anderen Ländern, folglich liegt die Aufklärungsquote laut BKA im niedrigen einstelligen Bereich. Die Zahl der in Deutschland verübten Taten ging hingegen leicht zurück, mit einer Aufklärungsquote von 32 Prozent. Wobei das Dunkelfeld bei Kriminalität im Internet laut BKA besonders hoch sein dürfte, weil viele Taten nicht angezeigt werden.

Ransomware

Mit sogenannter Ransomware „… werden Schadprogramme installiert, Nutzerdaten gestohlen oder verschlüsselt und Lösegeld für sie gefordert.“ Rund 800 Unternehmen und Institutionen haben im letzten Jahr solche Angriffe zur Anzeige gebracht. Beispielsweise wurde ein Verbund von Krankenhäusern angegriffen oder ein IT-Dienstleister, was die Verwaltungsabläufe in 72 Kommunen beeinträchtigt hat. Künstliche Intelligenz (KI) macht die Schadsoftware noch besser.

Phishing-Attacken

KI kommt auch verstärkt bei sogenannten Phishing-Attacken zum Einsatz. „Dabei werden Nachrichten im Stil bekannter Marken nachgeahmt, es sollen dann zügig Daten weitergegeben werden.“ Früher waren diese oft in fehlerhaftem Deutsch verfasst, mit Künstlicher Intelligenz wird der „Mangel“ behoben.

DDoS-Angriffe

Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine haben auch politisch motivierte Hackeraktivitäten zugenommen. Mit sogenannten DDoS-Angriffen greifen Täter extrem oft auf Netzwerke und Internetseiten zu und führen durch Überlastung zum Zusammenbruch des Systems. Vor allem öffentlichkeitswirksame Seiten von Behörden oder politischen Institutionen mit großer Reichweite sind das Ziel. Geopolitische Konflikte werden so auch zunehmend in der digitalen Welt ausgetragen. Berichtet Mona Jaeger, politische Korrespondentin der FAZ.

Und hier geht es friedlich weiter.

#PreppoKompakt

Auch Menschen greifen zu Lug und Trug, allzu menschlich. Warum soll es bei der KI anders sein? Da braut sich eine unheilige Allianz zusammen. Laut BKA verschwimmt zudem immer mehr die „… Grenze zwischen politisch-ideologischer und finanziell motivierter Cyberkriminalität … .“

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