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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.
Um Denkanstösse zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!
Vorbemerkung
Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.
Heute geht es ums Wohlbefinden, unmittelbar mit einem Gesundheitsthema und mittelbar in Bezug auf die Bundestagswahl in einer Woche. Aber auch die Pflege von Freundschaften – wir haben sie hier ja schon begründet – ist fürs Wohlbefinden sicherlich relevant.
1. Spitz-findig-keit
„Ob Schlafen, Essen oder Sport – es gibt vieles, was unser Wohlbefinden beeinflusst. Doch wie bleibt man wirklich gesund? Was hilft – und was macht krank?“ Die NZZ widmet eine Serie – hier alle Folgen – den wichtigsten Fragen rund um das Thema Gesundheit. Alle Teile sind verständlich formuliert und gut bebildert. Auch drei Videos gibt es.
In der NZZ vom 12.9.2021 wird zudem interaktiv mit kurzen Fragen – nach dem Alter, biologischen Geschlecht sowie familiären Vorbelastungen und Gewohnheiten – herausgefunden, was an Vorsorgemaßnahmen überhaupt notwendig ist. Das heißt, nicht zu wenige, aber auch nicht zu viel medizinische Check-ups. Ausgestattet mit einer kleinen Liste läßt sich mit dem vertrauten Hausarzt dann das Vorsorgethema prima besprechen.
2. Spitz-findig-keit
Dann etwas, um ein gutes Gespür dafür zu bekommen, wie die eigene politische Weltanschauung aktuell zu den Parteien und deren Wahlprogrammen passt. Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) in Bonn betreibt dazu schon seit 20 Jahren den Wahl-O-Mat. Dieser hat über 50 Wahlen begleitet und wurde rund 85 Millionen Mal bespielt. Von den 40 Parteien, die mit einer Landesliste antreten, haben sich 39 beteiligt. Insgesamt „47 Parteien rittern bei der Wahl am 26. September um die Gunst der Deutschen“, formuliert so schön DerStandard vom 14.9.2021 unter dem Titel „So klein und schon Partei“.
„Der Wahl-O-Mat gibt keine Wahlempfehlung“, so Thomas Krüger, Präsident der bpb, in einer Pressemitteilung, „aber er zeigt, wie die Parteien zu aktuellen Sachfragen stehen. Und er macht Lust darauf, sich auf unterhaltsame Weise mit politischen Inhalten zu befassen. Der Wahl-O-Mat ist mittlerweile zum Volkssport geworden.“
Mit 38 Antworten auf ebensoviele Fragen/Thesen und einer Gewichtungsrunde, stellt man seit dem 2. September kinderleicht Überschneidungen oder Unverträglichkeiten fest. Zudem absolut vertraulich – wie die bpb versichert – und beliebig oft wiederholbar. Also ran an den Automaten, munter geantwortet und gewichtet. Man fühlt sich hinterher aufgeräumter, weil aus einer reinen Bauchentscheidung eine abgewogene, vernünftige Entscheidung und auch der Spieltrieb ausgelebt werden kann. Im Idealfall verströmt dies Wohlbefinden pur. Einfach ausprobieren – und die 100 Millionen Aufrufe vollmachen.
Dann läßt sich, als Nebeneffekt, auch der dritte und letzte (Wahlkampf)Akt der “Comédie à Triell” besser (be)werten, womöglich sogar genießen. Heute um 20:15 bei ProSieben/Sat.1.
3. Spitz-findig-keit
Unser Klassentreffen im Donautal letzten Donnerstag trotz gelegentlich leichtem Nieselregen gelungen. Wir waren, als wir vor über einem halben Jahrhundert zusammen auf dem örtlichen Wirtschaftsgymnasium anfingen, die Klasse 11A. Fürs Treffen wurde die 11G-Regel vorgegeben, gleich: genesen, geimpft, – getestet war irrelevant -, gealtert, geläutert, gehärtet, trotz allem gelassen, gut gelaunt, gegessen und getrunken, schließlich geplättet. Unser gemeinsames Fazit, wir waren zu zehnt: schön war es. Ohne Freundschaft wäre das Leben trist. Genauso natürlich ohne Liebe, darauf hat ja schon Goethe in der Spitzfindigkeit #25 mit dem schlechten Schubladenstück, der “Comédie à tiroir“ abgestellt.
Die Mutter einer guten Freundin ist am 6. September verstorben, am gleichen Tag wie der um drei Jahre jüngere französische Film- und Theaterschauspieler Jean-Paul Belmondo. Barbara sagt, sie seien beide im gleichen Aufzug gen Himmel gefahren. Von ihrer Mutter, die – während wir im Donautal wanderten – zu Grabe getragen wurde, stammen die folgenden Zeilen: „Das Leben, dieses Karussell um Geld, Ansehen, Macht, wie mächtig ist das alles – ein Tanz der Eitelkeit ums goldene Kalb, nichts weiter. Was wirklich zählt im Leben sind Gefühle und Liebe, auch wenn sie Sehnsucht und Leiden auslösen – das Glück beinhalten sie eben auch.“
Und hier geht es zu den Kipppunkten.
#PreppoKompakt
Unsere Spitzfindigkeiten heute eine ausgewogene Mischung für Körper, Geist und Seele. Und erneut ein Plädoyer für die Freundschaft und Liebe.