Spitz-findig-keit #61

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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.

Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Spitz-findig-keit #61

Vorbemerkung

Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.

Heute – der enormen Hitze und knapper Zeit geschuldet – arbeiten wir in heimischen Gefilden mehr bildhaft, aber dennoch ganz schön spitzfindig.

1. Spitz-findig-keit

Stochern im Essen, lustlos oder auch mal, im übertragenen Sinne, im Nebel/Gedächtnis herumstochern. Auf jeden Fall ertragreicher, es mit dem Kahn im Neckar zu tun. So in Tübingen, wo Stocherkahnfahren eine lange Tradition aufweist. In Flachbooten werden bis zu 14 Personen allein mit einer bis zu sieben Meter langen Stange den Neckar hinauf und wieder hinunter befördert – oder umgekehrt. Mit den Stocherstangen, etwas Kraft und ganz viel Körperbeherrschung stößt sich der Stocherer oder die „Stocheuse“ – wie in unserem Fall letzten Donnerstag beim Klassentreffen – gekonnt und zugleich für die Fahrgäste äußerst unterhaltsam vom Grund des flachen Neckars ab.

Stocheuse in Tübingen

Dabei ist das Stocherkahnfahren in Tübingen fester Bestandteil der studentischen Kultur. Die meisten der 130 zugelassenen Stocherkähne gehören laut Wikipedia Studentenverbindungen oder studentischen Gruppen und Fachschaften. Auch im touristischen Angebot der Stadt hat diese mobile, geräuschlose Form der Stadtbesichtigung und der lebendigen Präsentation von Stadtgeschichte einen hohen Stellenwert.

Auf Schloss Hohentübingen nach der Führung durch Bettina Zundel

Apropos Geschichte: Auf Schloss Hohentübingen kann man nicht nur hoch hinaus und den wunderbaren Blick über die Stadt genießen, sondern auch tief einsteigen und bei einer kompetenten Führung 40.000 Jahre alte Fundstücke bewundern. Wie es ganz offensichtlich die junggebliebenen Leute auf dem Bild getan haben – zur Provenienz siehe die Widmung auf #60.

Eintrittskarte vom 19. Mai 2022

Merke: Stochern mit dem Kahn ist nicht nur unterhaltsam und bildend, sondern natürlich auch ausgesprochen klimafreundlich. Und wer in Bezug auf die Anfänge von Kunst und Musik in unserem Kulturkreis, wenn gefragt, nicht nur stottern/stochern möchte, der kann sich auf Schloss Hohentübingen ein profundes Bild davon machen.

2. Spitz-findig-keit

Auf Wikipedia ist zu lesen: „Flieder (Syringa) ist eine Pflanzengattung aus der Familie der Ölbaumgewächse (Oleaceae). Sie umfasst etwa 20 bis 25 Arten. … Der Gemeine Flieder (Syringa vulgaris) wird häufig als Zierstrauch gepflanzt. … Die Zweige sind manchmal vierflügelig. Die gegenständigen, meist gestielten Laubblätter der meisten Flieder-Arten sind einfach … .“

Und weiter: „In oft auffälligen, unterschiedlich aufgebauten Blütenständen sind viele Blüten zusammengefasst. Die Blütezeit der meisten Arten und Sorten erstreckt sich von Mai bis Juni. Die zwittrigen, radiärsymmetrischen Blüten sind vierzählig. Die Blüten der Flieder-Arten und Sorten kommen in vielen Farben von dunkelviolett über violett-rot zu gelb oder weiß vor und verbreiten meist einen starken Duft. Die vier Kelchblätter sind glockenförmig verwachsen. Auch die vier Kronblätter sind verwachsen. Es sind nur zwei Staubblätter vorhanden. Der Fruchtknoten ist oberständig. Der Griffel ist kürzer als die Staubblätter. … Es werden wenigsamige Kapselfrüchte gebildet. Die Samen sind geflügelt.“

So, jetzt wissen wir das meiste über Flieder, der blühend im heimischen Garten Augen und Nase erfreut. Wieviel Zahlen doch in den weichen Formen unserer Natur stecken!

3. Spitz-findig-keit

Eine Blindschleiche, nach Rückkehr aus Tübingen im Hof vorgefunden, ist laut Wikipedia „… eine Echsenart innerhalb der Familie der Schleichen … . … Mit ihrem beinlosen, langgestreckten Körper gleicht sie einer Schlange und wird auch oft für eine solche gehalten. … Wichtige Unterscheidungsmerkmale zu den Schlangen sind das leichte Abbrechen des Schwanzes sowie das für alle Schleichen typische Vorhandensein von beweglichen Augenlidern und äußeren Gehöröffnungen, wenn auch letztere durch Schuppen verdeckt sind.“

Blindschleiche auf dem Weg

„Ein anderer verbreiteter Irrtum ist, dass die Blindschleiche gemäß der Artbezeichnung blind sei. Der deutsche Name wird aber auf das Althochdeutsche plintslîcho zurückgeführt, was nach allgemeiner Auffassung so viel wie „blendende oder glänzende Schleiche“ bedeutet und sich auf das Glänzen der glatten Schuppenhaut sowie die typische Fortbewegung beziehen dürfte.“ So bei Wikipedia zu lesen – und noch viel mehr, beispielsweise über die spezielle Form der „ovoviviparen“ Fortpflanzung und die gesellige Überwinterung in Gruppen von 5 bis 30 Schleichen.

Also merke: die harmlosen Blindschleichen sind nicht blind und obwohl sie sich schlängelnd fortbewegen keine Schlangen.

Und hier geht es weiter zur friedlichen Nutzung der Kernkraft.

#PreppoKompakt

Drei verschiedene Themen, Flora und Fauna mit durchgehend menschlichen Bezügen. Und dabei ganz schön spitz.

Eine Antwort

  1. Hallo Jürgen,
    Habe heute deine Spitzfindigkeiten gelesen. Sind unterhaltsam und interessant. Das mit der Blindschleiche war mir so nicht bekannt. War der Meinung sie ist tatsächlich blind.
    Grüße
    Manfred

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