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Spitz-findig-keit #72

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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.

Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Spitz-findig-keit #72

Vorbemerkung

Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.

Wir machen uns lieber Gedanken über das Endspiel der Fußball-Europameisterschaft der Frauen, das heute mit deutscher Beteiligung um 18 Uhr im Londoner Wembley-Stadion angepfiffen wird. Und rätseln, das entspannt ungemein, im Tier-/Gartenreich etwas herum. Nicht ohne dazuzulernen.

1. Spitz-findig-keit

Beim Spiel zwischen England und Deutschland drängen sich Bezüge zum Finale mit dem berühmt-berüchtigten Wembley-Tor auf, das am 30. Juli 1966 – vor 56 Jahren und einem Tag – die Engländer zum Fußballweltmeister werden und jubeln ließ.

Der Deutsche Fußballbund (DFB) beschreibt das Spiel und das legendäre Tor zum 3:2 auf seiner Seite wie folgt: „Kein Tor, kein Tor. Oder doch? Und jetzt – was entscheidet der Schiedsrichter?“ Gottfried Dienst zeigt bereits zur Ecke, weil Weber den Ball ins Toraus geköpft hat. Da meldet sich Linienrichter Tefik Bachramow aus Aserbaidschan, damals Teil der Sowjetunion, gestenreich und bekennt auf Befragung, der Ball sei drin gewesen. Seitdem haftet ein Makel am sportlich nicht unverdienten WM-Titel der Engländer. Und (Rudi) Michels nüchterne Prophezeiung (in der ARD) trifft den Nagel auf den Kopf: „Das wird wieder Diskussionen geben.“

Wohl wahr, viele Jahre hinweg – und weiter der DFB: „Wissenschaftliche Computer-Simulationen von 1995, übrigens von britischen Forschern, legen nahe, dass der Russe geirrt hat. Zumal Bachramow schon am Tag nach dem Finale zugibt, er habe es selbst auch nicht genau gesehen, sondern aus dem Verhalten der Spieler – die einen jubelten, die anderen waren zumindest konsterniert – geschlossen, dass es ein Tor gewesen sein müsse.“

Solche Unsicherheiten sind heute, dank Stand der Technik und aktuellem Regelwerk für Fußballspiele, ausgeräumt. Vor den über 90 000 Zuschauerinnen und Zuschauern im Stadion und etlichen Millionen an den Bildschirmen ist ein klares, unzweifelhaftiges Endergebnis zu erwarten. Was an dem Turnier bislang fasziniert hat – und das nicht nur bei der deutschen Mann/Frauschaft, ist das behände Spiel, die gekonnte Körper- und Ballbeherrschung und vor allem auch der augenscheinliche Zusammenhalt in den Teams.

Auf unsere Mannschaft bezogen kann man zuversichtlich sein, dass auch bei der neunten Finalteilnahme der neunte Europameistertitel herausspringt. Dafür sprechen nach der UEFA-Allzeitstatistik neben der Anzahl der Titel auch die meisten gewonnenen Spiele (112) und geschossenen Tore (502) bei den bisherigen 12 Turnieren. Aber vor allem auch die unbändige Freude am Spielen und gemeinsam Gewinnen, hier auf uefa.com als besonderer Moment des Tages des Finaleinzugs – Alexandra Popps Tor mit/trotz schwarzem Pferdeschwanz – festgehalten. Und wenn nicht, dann eben nicht!

Nachtrag am 1.8.2022

Auf faz-net ist zu lesen: „Die deutschen Fußballspielerinnen haben ihren neunten Triumph bei einer Europameisterschaft verpasst. Das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg verlor am Sonntag das Endspiel gegen England im Londoner Wembley-Stadion ohne die verletzt fehlende Kapitänin Alexandra Popp mit 1:2 (1:1, 0:0) nach Verlängerung.“ Und dann folgt eine bunte Sammlung internationaler Pressestimmen. Entscheidend aus meiner Sicht, dass sich Alexandra Popp das Spiel lediglich von außen ansehen konnte.

2. Spitz-findig-keit

Wer oder was da wohl hinter Gittern sitzt?

Wer oder was sitzt hier hinter Gittern?

Natürlich eine Spitzmaus, von der es über 350 verschiedene Arten gibt, 10 davon in Europa heimisch.

Wir erinnern uns an die Blindschleiche – hier von uns behandelt -, die weder blind noch Schlange ist. Auch die Spitzmaus ist keine Maus, sondern „… mit dem Maulwurf und dem Igel verwandt und teilt mit ihnen ihre Vorliebe für Insekten und anderes Kleingetier. Mit ihrer beweglichen, rüsselartigen Nase ist sie ein geschickter Jäger, der Schnecken, Spinnen, Würmer und manchmal sogar kleine Mäuse erbeutet. Der Speichel der Spitzmaus ist toxisch, sodass sie auch größere Beutetiere wie Kröten oder Schlangen erlegen kann. Menschen müssen übrigens keine Angst vor einer Vergiftung haben, sollten sie von einer Spitzmaus gebissen werden. Die Wunde schmerzt zwar, verheilt aber nach ein paar Tagen wieder.“ So von Marion Rohwedder reich bebildert in „Mein schöner Garten“ vom letzten Freitag beschrieben.

Erwähnt wird auch, wie eine Spitzmausfamilie mit bis zu zehn Jungen zusammenbleibt und sich vor Fressfeinden schützt: „Wenn ein Spitzmausweibchen mit ihren Jungen unterwegs ist … und es droht Gefahr, beißen sich die Individuen an dem Schwanz des vor ihm laufenden Tieres fest. Auf diese Weise ergibt sich eine lange Kette von Spitzmäusen, die mitunter einen halben Meter oder mehr misst.“ Dadurch geht keines der Jungtiere verloren und die Mäusefamilie erscheint von oben betrachtet wie eine gefährliche Schlange.

Und hier geht es ganz normal weiter, das heißt wir bleiben spitzfindig.

#PreppoKompakt

Ist der Begriff “Indenschwanzbeißungsgänsemarsch” nicht genial? In den Schwanz beißen sich dabei keinesfalls Gänse, sondern Mäuse, die gar keine Mäuse, sondern als langnasige Insektenfresser mit Maulwurf und Igel verwandt und eben auch Verwandlungskünstler sind. Was für eine Spitzfingkeit!

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