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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.
Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!
Vorbemerkung
Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.
Heute geht es dafür so richtig aristokratisch zu – und passend klassisch spitz. Aber auch Rentnerinnen und Rentner bekommen als gute Nachricht ein klein wenig Aufmerksamkeit ab.
Betrübt nehmen derweil viele Menschen in Großbritannien, dem Commonwealth, ja überall auf der Welt das Ableben von Queen Elizabeth II. am letzten Donnerstag, dem 8. September, zur Kenntnis. Geboren am 21. April 1926, war sie nach der ihr nicht vorgezeichneten Thronbesteigung am 6. Februar 1952 über 70 Jahre Königin. Länger als jeder britische Monarch vor ihr, zugleich auch laut Wikipedia das am längsten amtierende Staatsoberhaupt der Welt. In der NZZ vom 8.9.2022 ist eine eindrückliche Bildstrecke wiedergegeben. Wir schließen uns der globalen Trauergemeinschaft mit allergrößtem Respekt vor solch einer Lebensleistung an. Die Königin ist tot, es lebe König Charles III., der ja im Mai diesen Jahres seine Mutter bei der Parlamentseröffnung – von uns in #60 festgehalten – schon einmal vertreten hat.
1. Spitz-findig-keit
Vor genau zweihundert Jahren – am 11.9.1822 – wurde Olga Nikolajewna Romanowa in Sankt Petersburg geboren. Sie war die Tochter von Zar Nikolaus I. und Charlotte von Preußen. 1846 verschlug es sie – aus Liebe? – nach Stuttgart, wo sie 1864 an der Seite ihres Mannes König Karl I. von Württemberg zur Königin gekrönt wurde. „Sisi von Stuttgart“ – diesem Vergleich hielt sie aufgrund ihrer Schönheit, Intelligenz, Liebenswürdig- und Fürsorglichkeit stand – litt unter ihrer Kinderlosigkeit. Kompensation suchte sie in einem starken sozialen Engagement, so zählt unter anderem das Kinderkrankenhaus Olgahospital, liebevoll-schwäbisch „Olgäle“ genannt, zu ihren Hinterlassenschaften (Ernst Günter Wenzler, AUGENBLICKmal, Die Zeitschrift mit den guten Nachrichten, Ausgabe 153 vom September 2022, S. 14 – 15).
Karl war homosexuell, vielleicht blieb deshalb Olga kinderlos. Er hatte mit mehreren Partnern nacheinander intime Herzensfreundschaften, so mit seinem Generaladjutanten Freiherr Wilhelm von Spitzemberg. Dieser Umstand verleitete wohl Otto von Bismarck, den Reichsgründer und -kanzler, zu der klassischen Spitzfindigkeit, am Stuttgarter Hof sei die Königin der einzige Mann (ebenda S. 15).
2. Spitz-findig-keit
Ebenda (S. 4 – 5) eine weitere gute Nachricht, das heißt ein schöner Spruch von Jürgen Werth, zu den Vorzügen des Rentnerdaseins: „Ich muss nicht mehr müssen. Stattdessen will ich wollen, kann ich können, darf ich dürfen.“ Nachzulesen auch in seinem Buch „Mehr Anfang war selten„, Verlag SCM Hänssler, Holzgerlingen 2015*.
3. Spitz-findig-keit
Und die NZZ vom 25.8.2022 berichtet aus unserer Bundeshauptstadt „Der Heinrichplatz wird zum Rio-Reiser-Platz. Ein Anarcho-Musiker wird endlich König. Und Feministinnen seufzen: Warum schon wieder ein Mann?“
Diese Frage stellt (sich) der Berliner „Tagesspiegel“, währenddessen „… die komplett durchgegenderte ‚TAZ‘ in irrer Komplexitätsreduktion über diesen ‚gelebten Feminismus‘ in Gestalt eines schwulen Sängers mit ’stark androgynen Zügen‘ … “ frohlockt. Unsere Staatskulturministerin Claudia Roth – die in jungen Jahren Reisers Band „Ton Steine Scherben“ managte, mithin wohl ihre einzige praktische Berufserfahrung – lobte bei der Einweihung sein Bekenntnis zur Homosexualität. Genüßlich weißt Claudia Schwartz in der NZZ noch darauf hin, dass auch „… Prinz Heinrich (ein Bruder Friedrichs II., volkstümlich der „Alte Fritz“ genannt – JG), dem der übrigens nicht besonders schöne Heinrichplatz ursprünglich gewidmet war, eine homosexuelle Neigung gehabt habe.“
Und hier geht es ganz normal weiter – oder?
#PreppoKompakt
Nicht mehr müssen, sondern wollen, können, dürfen – in 2015 wohl ein richtiger Freiheitsrausch. Aber heute? Auch für König Charles III. – der britische Thronfolger, der am längsten warten mußte – hat der Ernst des Lebens nun begonnen.
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