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Spitz-findig-keit #90

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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.

Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Spitz-findig-keit #90

Vorbemerkung

Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.

Nach solch einer Woche kommen wir am Fußball – wie schon in der #89 – einfach nicht vorbei. „Nehmt Abschied Brüder“, dabei vor allem auch die Hände vom Mund und besser etwas zur Hand, zum Beispiel die besagte Binde, um die Tränen zu trocknen, die nun vergossen werden. Am besten mitlachen, wenn die Gäste einer katarischen Fernsehsendung schweigend in die Kamera schauen, sich den Mund zuhalten und winken, das heißt die deutsche Mannschaft mit Hohn und Spott verabschieden (auf faz-net am 3.12.2022 so festgehalten, mit ruckzuck rund 200 Kommentaren). Aber Achtung, hütet Euch vor dicken Krokodilstränen.

1. Spitz-findig-keit

Faz-net vom 1.12.2022 um 21 Uhr 56 aus Al-Khor, dem Ort des Geschehens – mit der Überschrift: „Der deutsche Sturz in den Abgrund“, plus eindrücklicher Bildstrecke.

Dann um 23 Uhr 34 ein Kommentar auf faz-net (hinter Schranke) unter der Überschrift „Der nächste Untergang“. „Der deutsche Fußball hat in seiner Selbstgefälligkeit bei dieser WM bloß die nächste brutale Selbsttäuschung erlebt – und schlitterte trotz eines 4:2-Siegs gegen Costa Rica auch unter Bundestrainer Hansi Flick in das dritte Debakel beim dritten großen Turnier nacheinander.“

2. Spitz-findig-keit

Wohltuend eine klare Sichtweise, notwendig die saubere Lösung – wie in der NZZ vom 2.12.2022 festgehalten: „Man kann es Chuzpe oder Verblendung nennen, dass Flick nicht auf die Idee kommt, die Verantwortung zu übernehmen für das Scheitern in Katar. Ebenso wie Joachim Löw es versäumt hatte, nach dem Vorrunden-Aus in Russland an der WM 2018 zurückzutreten, kündigt sich nun ähnliches mit Hansi Flick an. Drei Jahre verlor der DFB, indem er die Trennung von Löw nicht vollzog. Jeder Tag, den Flick im Amt bleibt, ist ein verlorener.“

Und es geht noch weiter: „Vieles liegt im Argen im DFB. Für das Nationalteam ist der Manager Oliver Bierhoff zuständig, und das seit 2004. Eine Ewigkeit. Längst hat Bierhoffs Schaffen keinen positiven Effekt mehr für das Team, ja, er versteht es auch nicht, störende Einflüsse von der Mannschaft fernzuhalten. Der Verband liess es nicht nur Geschehen, dass die Equipe von politischer Seite, allen voran von der Innenministerin Nancy Faeser rund um deren Eintreten für die so genannte «One Love»-Binde des Captains, vereinnahmt wurde. Der DFB trieb dies mit seinen Permanenz-Parolen von Vielfalt, Respekt und Toleranz noch voran. Im hohlen Werte-Gefasel war das deutsche Team einsame Weltspitze.“

Letzteres trifft übrigens – und dies ist kein Trost – nicht nur auf unser Spitzenpersonal bei den Sportfunktionären, sondern auch bei den Politikerinnen und Politikern zu!

3. Spitz-findig-keit

Dafür ein kleiner Trost, gespendet von der FIFA. „Eine Premiere und ein Rekord: Stéphanie Frappart, die erste Schiedsrichterin, die ein WM-Spiel der Männer pfeift, und Manuel Neuer, der in sein 19. WM-Spiel als Torhüter geht.“ Festgehalten im genannten faz-net Beitrag mit Bild von REUTERS. Dies behalten wir, wenn wir künftig an die WM in Katar denken, vorrangig im Gedächtnis.

Und hier geht es weiter – wir bleiben am Ball.

#PreppoKompakt

Was wäre, wenn dieses fußballerische Debakel den Zustand der deutschen Gesellschaft und Wirtschaft widerspiegelte. Wenn wir in den letzten Jahren an Leistungsfähigkeit verloren und damit auch Ansehen und Respekt in der Welt eingebüßt hätten? Wenn Selbsttäuschung und -gefälligkeit und das Werte-Gefasel unseren Pragmatismus mit der Fähigkeit, vernünftige Lösungen zu entwickeln, untergraben hätten. Sind wir nur noch Mittelmaß und wie geht es weiter? Denken wir darüber nach, vor allem auch über mögliche Gründe!

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