Neue Begriffe dringen in unser Bewusstsein und beanspruchen ihren Platz. In den letzten Monaten so vieles, was mit der Pandemie zu tun hatte. Und neuerdings zunehmend aus der sogenannten Kryptowelt – Begriffe wie Blockchain, Token, Bitcoin oder Ethereum. Dabei kommt es hier zunächst auf ein Grundverständnis an, das hilft Wissen nach und nach anzureichern und Sicherheit zu gewinnen. Damit haben wir hier, hier und hier begonnen und setzen es fort. Dazu gehören auch Hinweise auf fundierte, verläßliche Informationsquellen. Zusammengenommen schafft dies Sicherheit in der Kryptowelt.
Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel
DerStandard vom 9.6.2021 berichtet, dass El Salvador, der zentralamerikanische Staat mit über sechs Millionen Einwohnern, Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel einführt. Ein entsprechender Beschluss des Parlaments vom 8. Juni liegt vor. 90 Tage nachdem es im Amtsblatt erschienen ist, tritt das Gesetz in Kraft. Demzufolge muss „… jeder Händler Bitcoin als Zahlungsmittel annehmen …, der technisch dazu in der Lage ist. Auch Steuern können … in der Kryptowährung bezahlt werden. Auf den Tausch von Bitcoins soll keine Kapitalertragssteuer erhoben werden. Den Wechselkurs zum US-Dollar werde der Markt frei entscheiden.“
Der Dollar wird seit 2001 in El Salvador anstelle einer einheimischen Währung genutzt, wodurch das Land von der Geldpolitik der US-Notenbank abhängig ist. „Für das Wirtschaftswachstum der Nation sei es nötig, die Zirkulation einer digitalen Währung zuzulassen, deren Wert allein von marktwirtschaftlichen Kriterien abhänge, heißt es im Gesetzestext.“
Wie Werte verschwinden können
„Wie schnell angebliche Krypto-Vermögen in kürzester Zeit verschwinden können, obwohl ihre Schöpfer deren Wertstabilität über den grünen Klee loben, hat sich diese Woche gezeigt“, berichtet die NZZ am 21.6.2021. Dabei geht es um den Kurs des Titanium-Tokens des Anbieters ‚Iron Finance‘, der wenige Tage zuvor von 60 US-Dollar auf praktisch null gefallen ist. Ein falsch programmierter Algorithmus könnte dabei die Ursache gewesen sein. Stablecoins sind virtuelle Konstrukte, die „an sich“ von konventionellen Sicherheiten gedeckt und besonders wertstabil sein sollten. Gerade aber die Qualität und Liquidität der Sicherheiten wird angezweifelt und vor einer Art „Wildem Westen“ gewarnt, der sowohl für Konsumenten als auch das Bankensystem gefährlich werden kann. Sicherheit in der Kryptowelt ist essentiell.
Auch deshalb wird verschiedentlich über die Einführung einer staatlichen Kryptowährung nachgedacht. China ist – vor allem weil die Regierung in Peking die Kontrolle über den Kapitalverkehr behalten möchte, wie wir hier berichteten – schon in der Pilotphase. In den USA muss sich der Druck noch verstärken „… und selbst dann wird es bis zur Einführung eines staatlich legitimierten Krypto-Dollars gemäss Einschätzung des Notenbankgouverneurs Jerome Powell noch Jahre dauern.“ So Christof Leisinger in der NZZ.
Inflationserwartungen ziehen auf
Faz-net vom 23.6.2021 (hinter Schranke) läßt mit einem umfänglichen Artikel Prof. Dr. Philipp Sandner zu Wort kommen, den Leiter des Frankfurt School Blockchain Centers an der Frankfurt School of Finance & Management.
Dezentrales Netzwerk sorgt für Sicherheit in der Kryptowelt
Er erläutert dabei anschaulich, wie Bitcoin als ein dezentrales Netzwerk von 10 000 Rechenknoten weltweit funktionert. „Es gibt also keine Firmenzentrale, kein Firmengebäude, keine Firma, die hinter Bitcoin steht. Der Charakter eines dezentralen Netzwerks hat es in sich, weil nur die Technologie im Vordergrund steht, keine Betreiberfirma. Weil dem so ist, entzieht sich dieses Netzwerk dem Zugriff der Staaten. … Es ist pure Technologie. Und diese läuft ununterbrochen seit mehr als zehn Jahren. Es ist auch nichts erkennbar, was dies ändern sollte. Daher kann man davon ausgehen, dass Bitcoin auch die nächsten Jahre ununterbrochen laufen wird. Dies gilt im Übrigen nicht nur für Bitcoin, sondern auch für die Nummer zwei – Ethereum – und für zahlreiche andere dezentrale Protokolle.“
IT-Unternehmen tauscht US-Dollar in Bitcoin
Vor wenigen Wochen hat Elon Musk mit seiner Firmenpolitik für kräftige Kursschwankenungen beim Bitcoin gesorgt – hier von uns beschrieben. Aber schon im vergangenen Jahr hat – wie Prof. Sandner weiß – ein US-Unternehmen der IT-Branche Teile seines normalerweise in Dollar notierten Kontostands in Bitcoin getauscht. „Das Kalkül von Michael Saylor, Vorstandschef von MicroStrategy, war folgendes: Saylor erwartet eine Schwächung des Dollars, welche mit Kaufkraftverlust einhergeht. Der Grund ist das jahrelange Auftürmen von Schulden, was sich in der Corona-Krise noch beschleunigt hat. Diese Staatsschulden wurden von der Zentralbank aufgekauft. Damit kann man getrost sagen, dass die Zentralbank den Staatshaushalt finanziert und faktisch Geld gedruckt hat. Dieses Geld ist nun in Umlauf und drängt in die Märkte. Es ist bekannt, das die Europäische Zentralbank hier in Europa in exakt gleicher Weise gehandelt hat.“
El Salvador im Großversuch
Es sind ähnliche Überlegungen, die auch in El Salvador regierungsseitig angestellt wurden. „Infolge der expansiven Geldpolitik der Vereinigten Staaten wird durch den weicher werdenden Dollar auch El Salvador in Mitleidenschaft gezogen: Die Inflationsrate von fünf Prozent – also der Kaufkraftverlust – wirkt natürlich auch in El Salvador. Insofern ist es sogar nachvollziehbar, wenn ein Staat versucht, unabhängiger zu werden.“ Schaut man sich bei Wikipedia die Inflationsraten vor Einführung des US-Dollars in 2001 – mit 28,3 Prozent in 1990 – und nach Einführung an – 4 Prozent, im Zeitraum 2012-2017 sogar nur rund 1 Prozent – versteht man es noch besser.
Prof. Sandner beschreibt Details, wie Bitcon und Dollar nebeneinander existieren. Preise werden weiterhin in Dollar notiert. Es gibt eine Bezahl-App mit der alle Bürgerinnen und Bürger in El Salvador einen digitalen Geldbeutel besitzen können. Für weite Teile der Bevölkerung, die bisher kein Bankkonto hatten, eine Art digitale Lösung, wenn man so will auch finanzielle Inklusion. Die Bezahl-App enthält den Bitcoin und beim Bezahlen müssen der Kunde und der Händler jeweils entscheiden, welche Währung zum Einsatz kommt und welche Währung dem Händler gutgeschrieben wird. Eine dafür notwendige Bitcoin-Währungsreserve in Höhe von 150 Millionen Dollar soll in El Salvador aufgebaut werden.
Diverse Anlagemöglichkeiten im Faktencheck
SWR3 vom 23.6.2021 liefert in 12:45 Minuten mit Grafiken und Expertisen einen flüssigen Vortrag mit klaren Aussagen dazu, ob Bitcoin & Co reich machen können. Auch prima zum entspannten Nachlesen und -arbeiten. Schafft Sicherheit, wenn man in der Cryptowelt unterwegs sein möchte.
Widmung
Einem schwäbischen Hamburger gewidmet, der zufällig heute Geburtstag hat – und mit uns zudem verwandt ist.
Und hier geht es zu den Spitzfindigkeiten, St. Pauli lässt grüßen.
#PreppoKompakt
Finger weg von Dingen in der neuen Kryptowelt, die man nicht vollständig überblickt. Die Verlustrisiken sind groß. Aber wer sich schlau macht, kann damit auch auf der sicheren Seite sein. Sicherheit zuerst: in der Kryptowelt ebenso wie im Straßenverkehr. Die NZZ vom 28.6.2021 – als sehr wichtiger Nachtrag – bringt zu den Kryptowährungen ein knapp gehaltenes Glossar von A bis Z. Sie nennt es „Nebel lichten um Bitcoin und Co.“, als hätten die Redakteurinnen und Redakteure in Zürich unseren Beitrag oder gar unsere Gedanken gelesen.