Blockchain & Krypto – ein Update

Hatten wir zunächst noch vermutet, der Abbau kognitiver Dissonanzen sei der Treiber in unserer persönlichen Wahrnehmung von Themen, die mit der Blockchain, Bitcoin oder Kryptowährungen allgemein zu tun hätten, dann hat uns die Realität defintiv eingeholt. Alle Medien sind inzwischen voll davon, regelrecht geflutet. Wir werden es gleich anhand dreier Bereiche, die natürlich alle mit Geld zu tun haben, demonstrieren – ein Auf und Ab.

Blockchain & Krypto - Update

Elon Musk lässt Muskeln spielen – Bitcoin steigt und fällt

Maßgeblich beteiligt am Kurssturz des Bitcoin war Elon Musk, indem er am 13. Mai 2021 via Twitter verkündete, dass sein Unternehmen Tesla fortan keine Bitcoins mehr für die Bezahlung der Elektroautos akzeptieren werde. Daraufhin stürzte der Kurs – wie faz-net vom 13.5.2021 (hinter Schranke) festhält – zeitweise um bis zu 17 Prozent ab – von gerundet 55.000 um 8000 auf weniger als 47.000 Dollar.

Stromverbrauch in der Blockchain – vorgeschobene Begründung?

Die Begründung wäre, was die Umweltbilanz angeht, nachvollziehbar. Denn das „Minen“, bei dem mittels Prozessorleistung komplexe Rechenaufgaben zu lösen sind, verbraucht – wie wir bei Preppo wissen – enorm viel elektrische Energie. Laut dem „Bitcoin Electricity Consumption Index“ des Centre for Alternative Finance an der University of Cambridge, UK, sogar mehr als die gesamten Niederlande in einem Jahr an Strom verbrauchen. Auch statista vom 19.2.2021 hat dies so festgehalten. Die NZZ vom 14.5.2021 ist den Gründen für die Abschaffung der Bezahlungsart Bitcoin im Hause Tesla nachgegangen. Bitter nötig, denn der Umstand des hohen Stromverbrauchs war Musk sicherlich schon vor Februar bekannt.

Andere Gründe

Tesla habe befürchtet, aufgrund seiner Bitcoin-Geschäfte aus nachhaltig ausgerichteten Aktienportfolios gestrichen zu werden. Oder es gebe schlicht zu wenige Tesla-Kunden, die mit Bitcoin bezahlen wollen. Aber auch, dass Musk die Kryptowährung vor allem zu Spekulationszwecken erworben habe. Oder dass Tesla versuche, sich über eine Bewerbung bei der amerikanischen Umweltschutzbehörde (Environmental Protection Agency – EPA) neue Einnahmequellen zu erschliessen. Dort werde derzeit eine Bewerbung des Elektroautoherstellers für die Teilnahme am milliardenschweren Handel mit Gutschriften für erneuerbare Treibstoffe geprüft. „Konkret könnte Tesla … in Zukunft Elektrizität aus Biogas herstellen und dafür bei der US-Regierung Gutschriften beanspruchen, die das Unternehmen dann gewinnbringend an Erdölraffinerien weiterverkaufen kann; diese müssen die ‚Credits‘ unter dem ‚Renewable Fuel Standard‘ erwerben, wenn sie ihren eigenen Treibstoffen nicht genügend Biotreibstoffe beimischen.“

Mit den erst im Februar im Gesamtvolumen von 1,5 Milliarden Dollar erstandenen Bitcoins, hatte Tesla für einen Kursanstieg gesorgt. Elon Musk hat auf Twitter Spekulationen zum Verkauf des gesamten Bestands an Bitcoins verneint, nachdem wohl im ersten Quartal Teile abgegeben wurden. Die restlichen Bitcoin-Bestände – wie groß auch immer – will Tesla bis auf weiteres behalten und erst dann wieder nutzen, wenn das Mining auf klimafreundlicher Basis erfolgen kann. So die NZZ.

Insgesamt unterlag der Markt für Kryptowährungen in den letzten Wochen starken Turbulenzen. Dass Elon Musk die Kursentwicklung des Bitcoins allerdings weiterhin steuern kann, bezweifelt Vitalik Buterin, der Mitgründer und konzeptionelle Erfinder der zweiten großen Kryptowährung, des ‚Ethereum‘: „Der Markt wird lernen“ und „Elon wird diesen Einfluss nicht für immer haben.“ So zu lesen in Futurezone vom 21.5.2021.

Außer Musk auch die Chinesen

Doch nicht nur Elon Musk macht dem Kurs des Bitcoins zu schaffen. Auch China sorgt durch die Ankündigung, seinen Kreditinstituten Dienstleistungen zu untersagen, die in Zusammenhang mit dem Bitcoin stehen, für Zweifel unter den Anlegern, während es Fachleute nicht überrascht – wie die FAZ vom 19.5.2021 berichtet.

„Es sei das neueste Kapitel in Chinas Bemühungen die Schlinge um die Kryptowelt zuzuziehen, sagte Antoni Trentschew, Mitgründer des Krypto-Verleihers Nexo der Nachrichtenagentur Bloomberg. Der Kauf von Kryptowährungen bedrohe die Wirksamkeit der chinesischen Kapitalverkehrskontrollen, äußerte Adam Reynolds, Asien-Pazifik-Vorstand des Derivatehändlers Saxo Markets. Also sei es essentiell, ihre Verwendung im Land zu vermeiden. Die Regierung könne nur eine Digitalwährung gebrauchen, die sie selbst kontrolliere.“

Erfolg im Kampf gegen Krypto-Anlagebetrug

Über den Betrug in Zusammenhang mit der Geldanlage in Kryptowährungen, wie dem Bitcoin, hatten wir hier schon berichtet. Mit einer strategisch-manipulativen Gesprächsführung am Telefon werden die Geschädigten dazu gedrängt, hohe Geldbeträge in Anlageprodukte zu investieren. Oftmals unterlegt mit gefälschten Kursverläufen, die auf dem Bildschirm der Opfer dargestellt werden. Angesichts möglicher Gewinne und unter starkem psychologischen Druck werden sie dazu verleitet, immer höhere Summen einzuzahlen. Am Ende steht oft der Totalverlust. 

Organisierte Kriminalität

Die Landeszentralstelle Cybercrime der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz und die Kriminalinspektion Mayen des Polizeipräsidiums Koblenz haben einen Erfolg im Kampf gegen diese Form der organisierten Kriminalität erzielt, wie hier zu lesen ist. Die internationale Bande von Betrügern versprach auf Anlageplattformen im Internet hohe Gewinne bei der Investition in Binäre Optionen, CFDs und Kryptowährungen und agierte insbesondere aus bulgarischen Callcentern.

Gemeinsam dagegenhalten – fast wie eine Blockchain

Zusammen mit den Strafbehörden aus Bulgarien, Israel, Lettland, Schweden, Nordmazedonien und Polen wurde am 11. Mai 2021 eine gemeinsame Aktion in die Wege geleitet und Durchsuchungen durchgeführt. Die Ermittler der Kriminalinspektion Mayen unterstützen hierbei die bulgarische Polizei vor Ort. Dabei wurden Beweismaterialen, rund 50.000 Euro Bargeld, Goldschmuck, Fahrzeuge, IT-Geräte und Immobilien im Wert von vier Millionen und zwei Millionen Euro auf Konten sichergestellt sowie sechs Bandenmitglieder festgenommen.

Rein digitale Kunst zum unfassbar hohen Preis

Non-Fungible Token (NFT) sind eindeutige, nicht austauschbare kryptografische Abbildungen. Sie dienen als Besitznachweis für digitale Güter und werden dezentral, meist in der ‚Ethereum‘ Blockchain gespeichert. Dazu zählen unter anderem Musikalben, zum Beispiel der Gruppe „Scooter“, mit besonderen Covern, Objekte in Computerspielen, wie den Katzen in „CryptoKitties“, sowie Sammelkarten von Sportlern und anderen Prominenten.

Mit dem Ausruf „I am going to Disney World!“ im Livestream des Künstlers „Beeple“ endet am 11. März 2021 eine NFT Auktion bei Christie’s. Dabei wurden unfassbare 69 Millionen Dollar mit dem Bild „Everyday“ erzielt. Es liegt lediglich als digitale Bilddatei vor und ist nicht physisch gemalt auf Leinwand vorhanden. Damit avancierte Beeple augenblicklich zu einem der erfolgreichsten Künstler der Gegenwart.

Krypto-Kunst aus und in der Blockchain

Was ist eigentlich Krypto-Kunst? Diese Frage beantwortet die NZZ vom 21.5.2021 (hinter Schranke) folgendermaßen. „Sie ist in aller Munde, und ihre Preise schiessen gegenwärtig in den Himmel. Kryptisch an ihr ist allerdings allein, dass sie mit ebenso ‚kryptischem‘ Geld gekauft werden kann, nämlich mit Kryptowährungen. Sonst unterscheidet sich Krypto-Kunst nicht von anderen – sagen wir konventionellen oder traditionellen – Kunstformen. Auch Krypto-Kunst lässt sich bestens sammeln. Auch sie erfüllt, abgesehen davon, ein Marktobjekt zu sein, keinen weiteren Zweck, ausser eben jenem, Kunst zu sein. Und – ganz wichtig – auch sie hat eine Aura: Genau dies nämlich ist unabdingbar für ihre Wertsteigerung.“

Bereits am 28.4.2021 hatte Alain Kunz ebenfalls in der NZZ es so kommentiert: „NFT befreien die Kunst.“ Die traditionelle Kunst sei an Raum und Zeit gebunden, die Krypto-Kunstwerke zudem sicher vor Fälschung und Zerstörung. Trotz des aktuellen Medien Hypes merkt er an, dass das NFT-Konzept noch voller Fallstricke ist.

Kritische Stimmen

Die deutsche Filmemacherin und Autorin Hito Steyerl geht noch weiter. Sie beschreibt den Kryptoboom in der Kunst im aktuellen Mai-Heft von ‚Monopol‘, einem Magazin für Kunst und Leben, als „Blase für Doofe“ und sieht einen digitalen Kolonialismus am Werk (hier nur die Inhaltssübersicht). Auch der britische Künstler David Hockney ist alles andere als begeistert und schlägt statt NFT die Abkürzung ICS vor: „International Crooks and Swindlers“, heißt internationale Gauner und Schwindler. So die FAZ vom 18.5.2021.

Das große Geschäft entlang der Blockchain

Im gleichen Artikel wird aber auch berichtet, wie – wohl angespornt durch Christie’s Beeple – nun auch Sotheby’s und andere Auktionshäuser, wie Phillips in London oder Millon in Brüssel, in den NFT-Markt einsteigen. Ebenso natürlich wie einschlägige Internetplattformen, beispielsweise der Onlinemarktplatz SuperRare. Alle wittern das (ganz) große Geschäft. Nachdem der unterlegene Bieter der Beeple-Auktion, ein chinesischer Digitalinvestor, später bei Christie’s noch einen Picasso – das Gemälde „Femme nue couchée au collier“ für zwanzig Millionen Dollar – und ein Selbstporträt Andy Warhols – für zwei Millionen Dollar – mitgenommen hat, zeichnet sich ein profitables Cross-over des Geschäfts mit virtueller und physischer Kunst ab. Und beflügelt die Phantasie. Womit wir fast wieder am Anfang wären, denn auch die mit Elon Musk verbandelte kanadische Musikerin Grimes – Mutter seines sechsten Kindes, einem Sohn – verkaufte digitale Objekte im Wert von 5,8 Millionen Dollar als NFTs.

Und hier geht es zur nächsten Spitzfindigkeit.

#PreppoKompakt

Geld regiert die Welt. Dieser alte Spruch bewahrheitet sich einmal mehr. Bleibt die nicht unbegründete Hoffnung, dass sich die Blockchain auch für Zwecke entwickeln und einsetzen läßt, die allen Menschen zugute kommen. Ansatzweise geschieht dies schon, wenn Gewinne aus Auktionen mit kryptografischen Abbildungen wohltätigen Zwecken zugeführt werden.

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