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Spitz-findig-keit #14

Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer neuen Kolumne ‘Spitz-findig-keit’ werden wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen zitieren, dabei auch klassische Denkerinnen und Denker nicht verschonen.

Um Denkanstösse zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Spitzfindigkeit #14

Vorbemerkung

Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.

Stattdessen beschäftigen wir uns mit der Dummheit in ihren verschiedenen Ausprägungen sowie einer auf die Spitze getriebenen Empfindlichkeit.

1. Spitz-findig-keit

In den Schweizer Alpen sehen viele – laut dem im Februar 2021 im Verlag C.H.Beck in München erschienenen Roman der Autorin Tina Uebel aus dem horizontalen Hafenviertel in Hamburg – eine vertikale Parkanlage.

Die Folge: “Frierende Französinnen in Hotpants bei dichtem Schneetreiben auf 3000 Meter. Flipflopträger, Dehydrierte, Verirrte, zuweilen in Personalunion. Durstige Familien, deren grimmiges Oberhaupt darauf besteht, man müsse längst da sein, auf den Wanderwegweisern hätte doch gestanden: dreieinhalb Stunden. Wie soll man auf den Zusammenhang von Zeit und Weg mit Geschwindigkeit, v=s/t, verweisen … . Wie … erklären, daß die Schneefallgrenze sich auch Anfang August gelegentlich bis auf 1500 Meter hinabsenkt … .”

Und weiter gehts: “Wie … erläutern, daß Berge steile Gesellen sind mit einer Tendenz zur Senkrechten und daß nichts und niemand einen fatalen Fall bei einem falschen Schritt vermeiden kann … . Wie sollen die Leute, die ins heile Heidiland der guten Schokolade und der hochpreisigen Uhren urlauben gehen, ihren Wattewelten entsprungen, begreifen, daß die malerischen Berge sie umzubringen bereit sind, ohne mit den Graten zu zucken, jedes Jahr ein paar Hunderte.” (S. 194f). Echt übel.

Nicht übel: Im dem lesenswerten Roman, der gekonnt festhält, was uns alles so umtreibt, widerfährt dies, nur soviel sei verraten, sogar einem gestandenen Bergführer. Demzufolge lautet der allerletzte Satz des Buches auf S. 267: “Freundlicherweise blendet das Spiel vor dem Aufschlag aus.” So gesehen erscheint auch der Buchtitel stimmig: “Dann sind wir Helden”*. Zur lebhaften Diskussion des Romans im Literarischen Quartett vom 9.4.2021 (verfügbar bis 9.4.2022) sei nur angemerkt, dass die dort mehrheitlich angelegten Maßstäbe sich locker mit den höchsten Gipfeln im Himalaya messen können.

2. Spitz-findig-keit

Kleine Zitatesammlung von Bernhard Krug-Fischer als Kommentar zum Beitrag von Ramin Peymani “Die Ausbreitung der Dummheit ist eine unterschätzte Pandemie” auf der Achse des Guten vom 23.02.2021. Für alle die subtile Kritik mögen eine regelrechte Fundgrube mit acht Stimmen von bekannten Politikern, Literaten und Denkern, einfach spitze. Schön auch die selbstkritische, ja prophetische Art des Meisters der Samstagabendunterhaltung “Kuli”, der dieses Jahr am 27. April Hundert geworden wäre.

1. „Die Dummheit ist die sonderbarste aller Krankheiten. Der Kranke leidet niemals unter ihr. Aber die anderen leiden.“ (Paul-Henri Spaak).

2. „Die Dummheit von Regierungen sollte niemals unterschätzt werden.“ (Helmut Schmidt).

3. „Der Vorteil der Klugheit besteht darin, dass man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.“ (Kurt Tucholsky). 

4. „Die Leute sind gar nicht so dumm, wie wir sie durchs Fernsehen noch machen werden.“ (Hans-Joachim Kulenkampff).

5. „Wer in einem gewissen Alter nicht merkt, dass er hauptsächlich von Idioten umgeben ist, merkt es aus einem gewissen Grunde nicht.“ (Curt Goetz).

6. „Das Geheimnis des Agitators ist, sich so dumm zu machen, wie seine Zuhörer sind, damit sie glauben, sie seien so gescheit wie er.“ (Karl Kraus).

7. „Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher.“ (Bertolt Brecht).

8. „Das Recht auf Dummheit gehört zur Garantie der freien Entfaltung der Persönlichkeit.“ (Mark Twain).”

3. Spitz-findig-keit

Und auch hier fallen große Namen. Faz-net hat am 18.6.2021 zu dessen 90. Geburtstag ein Interview mit Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Hans Maier veröffentlicht (hinter Schranke), von 1970 bis 1986 bayerischer Kultusminister.

Die Frage nach großen/guten Rhetorikern in der deutschen Nachkriegsgeschichte bejaht er. Immer hoch geschätzt und so manches verziehen, worüber sich andere aufregten, habe er zum “…. Beispiel Herbert Wehner, Strauß oder auch Kiesinger.” Dass es nicht mehr waren, habe an mangelnder Toleranz gelegen. Und heute? “Die Empfindlichkeit gegenüber einzelnen Formulierungen ist heute so auf die Spitze getrieben, dass jeder vorsichtig seine Worte wägt. Dadurch wird die politische Rede unanschaulich, sie wandert zu den Rappern oder ins Kabarett ab. Das habe ich immer bedauert. Denn wenn in der Politik nur noch in Halbtönen gesprochen wird, dann hat die Politik auch keine Anziehungskraft mehr.” Resümiert Hans Maier.

Und hier geht es weiter mit Prof. Amartya Sen.

#PreppoKompakt

Schon allerhand. Vielleicht hilft ja die KI, das heißt künstliche Intelligenz. Wobei wir im internationalen Vergleich hier ebensowenig spitze sind. Aber das soll sich ja ändern!

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