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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.
Um Denkanstösse zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!
Vorbemerkungen
Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.
Am 21.11.2021 hatten wir hier spitzfindig unter anderem über das Büro von Kanzlerin Dr. Angela Merkel berichtet, das sie im baldigen Ruhestand beziehen wird. Regierungssprecher Seibert nennt es das „a.D.-Büro“. Alternativlos, wie sooft und wahnsinnig großzügig/-spurig. Man hätte es dieser selbstlosen, bescheidenen Frau – ein gängiges Bild bei ihren Wählerinnen und Wählern – so absolut nicht zugetraut. Aus der Distanz hat nun Chaim Noll am 22.11. auf der Achse des Guten und auf der Grundlage von Informationen der Internetseite „Business Insider“ – gehört weitgehend dem Springer-Konzern – die Kosten hochgerechnet und dazu auch 106 interessante Kommentare eingefahren.
Zahlen zum a.D.-Büro
„Zwei Stellen der Besoldungsgruppe B6 (Grundgehalt 10.412 Euro) für die Leitung des Büros sowie eine Stellvertreterin oder einen Stellvertreter, dazu je zwei Referenten und Sachbearbeiter (Besoldungsgruppe A15, etwa 7.100 Euro, respektive E 14, bis 5.600 Euro), eine Stelle für Bürosachbearbeitung sowie zwei Fahrerinnen oder Fahrer. Das sind vier Angestellte mehr, als bisher vertretbar schien und sie etwa Altkanzler Schröder zugestanden wurden. Insgesamt könnten sich die Kosten für Angela Merkels Büro auf monatlich 56.000 Euro belaufen, also jährlich fast eine dreiviertel Million. Dazu Merkels eigene Pension von monatlich 15.000 Euro – eine weitere knappe viertel Million jährlich – macht zusammen eine ganze. Dazu die Nebenkosten des Büros, Material, die Leasing-Raten und der – heutzutage teure – Treibstoff für die Dienstwagen: Die pensionierte Kanzlerin wird den deutschen Steuerzahler deutlich mehr als eine Million Euro im Jahr kosten. Auf Lebenszeit.“
Der Hauptausschuss des Bundestages hat übrigens in einer nichtöffentlichen Sitzung, die am 16. November um 18 Uhr begann und elf, teils sehr umfängliche Tagesordnungspunkte umfaßte, unter TOP 10 dem entsprechenden Antrag des Finanzministeriums zugestimmt. Lange Sitzung, müde Abgeordnete, durch TOP 8 „Warme Wohnung statt sozialer Kälte“ milde gestimmt, ließen wohl kein anderes Ergebnis zu. Wobei der „Deal“ – wie „Business Insider“ vom 17.11.2021 schreibt – zu Lasten des Stellenplans des Bundesverteidigungsministeriums geht. Nachdem dieses Haus gemäß des Koalitionsvertrags vom letzten Mittwoch einen SPD-Minister bekommt, fliegen wohl auch im Nachhinein keine Fetzen.
Neun Kommentare/Meinungen
Nach den Summen präsentieren wir hier nun eine kleine Auswahl an Meinungen zum Artikel von Chaim Noll, die sich grob in drei Richtungen einteilen lassen: 1. Mitleid mit dem Finanzminister und künftigem Kanzler. 2. Erstaunen über die Dummheit der Wählerschaft. 3. Selbstbedienungsmentalität der Elite. Kürzere Kommentare wurden dabei bevorzugt. Allen durchwegs eigen, eine eher kritische Sichtweise zur Person und Ära Merkel.
1. Spitz-findig-keit
W. Schneider
„Der gute Herr Scholz kann einem wirklich jetzt schon leid tun. Natürlich wird er eine Schattenkanzlerin im Nacken haben, die alle seine Vorhaben und Maßnahmen kritisch begleiten wird. Außerdem wir die merkelhörige Journalistenschar Frau Dr. Merkel in allen entscheidenden Fragen zuerst hören wollen. Vielleicht sind schon entsprechende Redaktionsstäbe in Vorbereitung. Scholz muss dankbar sein, die Grünen machen sowieso, was Frau Dr. Merkel möchte, die FDP, naja. So kann man eine abgelaufene Amtszeit auch verlängern.“
Karina Gleiss
„Ich habe von vornherein gesagt, dass wir “SIE” (so schnell) nicht los werden. Und für diese Aussage die üblichen hämischen, “wissenden” Blicke kassiert. Sie macht weiter, in ihrer bekannten skrupellosen Art, mit dem erpressbaren Scholzomat als persönlicher Handpuppe. Ihre Bösartigkeit, gepaart mit dem unbedingten Willen zur Macht, verleihen ihr die nötige Energie. Dummdeutschland wird auch dieses Mal nur durch Schmerz lernen. Vielleicht. Aber höchstwahrscheinlich zum letzten Mal. Eine Fahrt im ÖPNV, auf der ich heute einmal mehr gezwungenermaßen diversen hochgeistigen Gesprächen lauschen musste, hat zum wiederholten Mal für Übelkeit bei mir gesorgt.“
Volker Voegele
„Nein, über Angela Merkels neues Büro muss man sich keine Sorgen machen. Das wird unter dem bewährten Motto organisiert, „Vertrauen ist gut, Merkel ist besser“. Der zukünftige Kanzler, die zukünftige Außenministerin, die Ministerpräsidentenkonferenz, der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, die Chefin der Europäischen Kommission und viele weitere Personen und Organisationen brauchen doch die begleitende Unterstützung und ruhige Handführung dieser famosen Matrone.“
2. Spitz-findig-keit
Heike Olmes
„Lastenfahrrad für den Bürger, zwei Chauffeure für die abgetakelte Kanzlerin. Die meisten Deutschen wollten es so. Die Moral ist beerdigt und liegt neben dem Massengrab, in das die Mehrheit ihren gesunden Menschenverstand gekippt hat.“
Georg Czech
„Wozu braucht sie so ein Monster-Büro? Vielleicht war sie ja doch nicht so uneigennützig und nur Kanzlerin für sich selbst. Sie benutzt den Steuerzahler, um ihre Macht auszukosten. Ich halte Merkel nach wie vor für ein Phänomen. Sie hat es geschafft den Bürgern/Steuerzahlern in D. eine hoffnungsvolle Zukunft zu verkaufen, die ihren Interessen widersprechen. Wie Kinder, die sich fragwürdige Tauschgeschäfte unterjubeln lassen.“
Andreas Stüve
„Der watschelnde Fluch im Hosenanzug wird uns noch Jahre heimsuchen. Er wird überall seine Klauen, seine Tentakel und Spinnennetze ausbreiten. Diese Frau steht für alles, was in diesem Land in den letzten Jahren an Zerstörung, Willkür und Gewalt den Bürgern angetan wurde. Es ist noch nicht zu Ende, es ist eher der Anfang einer neuen kommunistischen Diktatur. Diesmal nicht in rot, sondern in grün. Gott steh uns bei.“
3. Spitz-findig-keit
Gerald Weinbehr
„Es macht einen sprach- und fassungslos, wie sich unsere “Eliten” bedienen. Merkel bleibt auch nach ihrer Kanzlerschaft ein teures Desaster für dieses Land, dem sie ohnehin schon gewaltigen Schaden zugefügt hat. Das wird sich in den kommenden Jahren noch klar zeigen, auch ohne dass sie sich sichtbar von ihrem “Monster-Büro” aus in alles einmischt.“
Georg Andreas Crivitz
„Dass Frau Merkel für eine Übergangszeit noch einige politische Geschäfte durchzuführen hat, für die ein Büro und ein paar Angestellte notwendig sind, ist vielleicht nachvollziehbar. Aber nach etwa einem Jahr sollte der Regierungswechsel doch vollständig abgeschlossen sein und Frau Merkel dann mit ihrer Rente auskommen. Personenschutz ist wohl weiter notwendig, alles andere sollte sie dann aber selbst finanzieren.“
Frank Mertes
„Merkel, die dieses Land und das System der freiheitlichen Demokratie hasst (unvergessen wie sie 2013 dem guten Gröhe die Deutschlandfahne entriss und kopfschüttelnd entsorgte), lässt sich wie die Made im Speck üppig alimentieren. Ja, da hat die FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda und überzeugte Kommunistin wunderbar von den Klassikern gelernt: Man muss dieses bürgerliche System von innen zerstören und aussaugen, wenn man es überwinden will. Umso besser, wenn man dabei fürstlich lebt.“
Und hier sind wir in der beschaulichen Weihnachtszeit, damit es so bleibt.
#PreppoKompakt
Kurz vor Nikolaus hat unsere geschäftsführende Kanzlerin – mit Amtshilfe ihres Nachfolgers – ihre allerletzte Chance genutzt und im „Selbstbedienungsladen“ richtig zugelangt. Räumlich – im echten Wortsinn – folgt sie damit wiederum Helmut Kohl nach, der das Büro bis zu seinem Ableben genutzt hat. Vermutlich aber macht sie – „Mutti“ – dies nicht für sich. Neun sichere Arbeitsplätze anbieten zu können ist angesichts wirtschaftlicher Unsicherheiten doch wahrhaftig eine gute Tat. So funktioniert es.