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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.
Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!
Vorbemerkung
Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.
Anläßlich unseres kleinen Spitzfindigkeiten-Jubiläums, leisten wir uns heute etwas Glanz aus dem britischen Königshaus, dem Windsor Castle. Um ihn anschließend mit schönen Rhythmen auf Italienisch und Spanisch gekonnt zu verzieren.
1. Spitz-findig-keit
Keine geringere als Queen Victoria (1819 – 1901) hat genau vor 183 Jahren die nachfolgende erinnernswerte Bemerkung in ihr Tagebuch geschrieben. „Schon der zweite Tag nach unserer Hochzeit; seine Liebe und seine Sanftmut sind jenseits von allem; und diese liebe, weiche Wange zu küssen, meine Lippen auf die seinen zu drücken ist himmlische Wonne. Ich fühle ein reineres, unterirdischeres Gefühl als je zuvor. Oh, war je eine Frau so gesegnet wie ich.“ (Quelle, wie unter anderem schon hier in der #87, Buch der Tagebücher, Seiten 77 und 661).
Der solchermaßen Angebetete der sinnenfreudigen Frau war ihr deutscher Cousin Albert von Sachsen-Coburg und Gotha (1819 – 1861), den sie am 10. Februar 1840 geehelicht hatte. Als er schließlich nach 22 Ehejahren im Alter von nur 42 Jahren verstarb, hatten sie neun gemeinsame Kinder gezeugt. Beide waren durch eine lieblose Kindheit gegangen, romantisch veranlagt und der Musik sehr zugetan. In memoriam ihres segensreichen Liebsten und zu Ehren Alberts, ließ Queen Victoria übrigens die Royal Albert Hall in London errichten (von uns in der #89 mit dem wiederkehrenden Konzertereignis des Jahres – der Last Night of the Proms – „besungen“).
Victorias Nachkommenschaft
Wikipedia führt dazu aus: „Victoria hatte 40 Enkel und 88 Urenkel. Sie bestimmte, dass alle ihre Enkel ihren Namen oder den Alberts tragen sollten. Durch deren Ehen hat sie Nachkommen in fast allen europäischen Monarchien, weshalb sie auch den Beinamen ‚Großmutter Europas‘ erhielt.“
Als eine Art Instrument zur Friedenssicherung intendiert, belegten der Deutsch-Dänische (1848–1851) und der sogenannte Deutsche Krieg (1866) sowie der Erste Weltkrieg (1914–1918) – bei allen liefen die Fronten quer durch die adlige Verwandtschaft – dessen Wirkungslosigkeit. So war Wilhelm II., der im Drei-Kaiser-Jahr 1888 den deutschen Kaiserthron bestiegen hatte und durch keinerlei pazifistische Haltung glänzte, ihr Enkel.
Zu Victorias Nachkommen gehören unter anderem: „König Charles III. von Großbritannien, König Harald V. von Norwegen, König Carl XVI. Gustaf von Schweden, Königin Sophia von Spanien, König Juan Carlos I. von Spanien, Königin Margrethe II. von Dänemark, der ehemalige König von Griechenland Konstantin II. und der ehemalige König von Rumänien Michael I.“ Aber „… auch die Oberhäupter der ehemaligen Herrscherhäuser von Serbien, Russland, Preußen, Sachsen-Coburg-Gotha, Hannover, Hessen, Baden und Frankreich.“ Das alles weiß Wikipedia, auch dass Victoria die erste bekannte Überträgerin der Bluterkrankheit in der britischen Königsfamilie war und diese an zahlreiche Nachkommen vererbte.
2. Spitz-findig-keit
Eine echte Gemeinschaftsarbeit ist auf YouTube zu finden. Soviel Schwung, soviel Bewegung, soviel Freude und Harmonie, auch solch eine Orchestrierung gibt es selten zu sehen und zu hören. Die Musikanten sind: Mario Riccardi – La Via Giusta – Paolo e Tania – Il Trio Italiano – Mirko e Simona – Gli 0733 – Papillon – Liscio Solare – Massimo e Patrizia – Cristiano Santini – Mauro e Luana – Vincenzo Macchiati – alle zusammen. Die La Banda della Musica nimmt jeden mit und jeden gefangen. Ende 2007 eingestellt wurde bis dato dieses nur etwas über vier Minuten lange Musikstück rund 19,7 Millionen mal aufgerufen, mindestens 100 mal von mir. Macht hier ruhig die 20 Millionen voll. Vorsicht Frau/Mann wird süchtig, selbst wenn man den Text nicht versteht. Wir haben weder Mühen noch Kosten gescheut und ihn ins Deutsche übertragen.
Auszug ohne Refrains
Wenn die Musikkapelle kommt,
wenn wir alle beieinander sind, was für ein fantastischer Abend.
Auch das Akkordeon macht mit, wir werden mehr und mehr, zur großen Freude aller.
Ich singe und singe und genieße es vollen Herzens,
der ganze Tanzsaal strahlt, ich warte nur auf dich.
Es sind so viele Freunde,
nett und glücklich, die richtig tanzen wollen,
wir brauchen nur ein Lied, um dieses Gefühl zu vermitteln,
dann singen alle mit uns mit.
…
Auch das Akkordeon kommt,
wir werden mehr und mehr, zur großen Freude aller,
wir werden mehr und mehr, zur großen Freude aller.
Die Kapelle mit der fröhlichen Musik begeistert jeden.
3. Spitz-findig-keit
Ähnliche Qualitäten weißt das Musikstück „La Cumbia de Don Martin“ der Gruppe Fuzion 4 auf. Ein richtiger Ohrwurm wunderbar mit Bildern unterlegt – hier auf YouTube, 3:40 Minuten lang. Es ist in Nicaragua, Zentralamerika, aufgenommen und hat seit April 2018 rund 48 Millionen Aufrufe. Diese Version des Don Martin wurde von Frankling Gutierrez im Rhythmus von Cumbia neu und frisch arrangiert.
Cumbia
Cumbia ist eine Musikrichtung, bei der traditionell Flöten, das Akkordeon und verschiedene Trommeln eine Rolle spielen. Der Guiro, also der Trommler, singt auch und Paare tanzen dazu. Cumbia wird im 4/4-Takt gespielt bei mittlerem Tempo, also mit 80-110 Schlägen pro Minute. Das Stück selbst dreht sich um einen alten Mann, Don Martin, der ein hartes Leben hatte. Der Rhythmus der Musik macht ihn glücklich – fast so wie Queen Victoria -, so dass er zu tanzen anfängt und seine Gehhilfen einfach wegwirft.
Widmung
Meinem guten Freund Otto-Paul gewidmet, der heute einen unrunden Geburtstag feiert. Ihn seit frühester Schulzeit zu kennen und trotz großer räumlicher Abstände und langen kontaktlosen Zeiten als Freund behalten zu haben, ist ein unschätzbarer Gewinn. Nicht nur weil er sehr freundlich und ausgeglichen ist, einen wachen und gesunden Verstand besitzt, stets offene Ohren für andere als nur ihn betreffende Anliegen hat – in seiner beruflichen Laufbahn als Richter waren diese Gaben wohl zu gebrauchen. Auch weil er mir jüngst den Weg in eine vitale sportliche Gemeinschaft gewiesen/geebnet hat. Vielen Dank, lieber Freund, mit den besten Wünschen zum Wiegenfest.
Und hier geht es locker weiter zum Ostrich Effekt.
#PreppoKompakt
Musik ist ein echtes Lebenselexier und tanzen hält/macht jung. Überzeugende Belege dafür haben wir geliefert. Lebensfreude pur und reichlich Nahrung für einen starken Lebenswillen. Enorm wichtig, gerade auch in lausigen Zeiten, wie den unseren. Denken wir nur an den verrückten Krieg in der Ukraine und das verheerende Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion, an all die Menschen, die das ertragen müssen.
Eine Antwort
Zufall?:-
Gestern Nacht war das Finale des 73. Sanremo Festivals. Wir Italiener fiebern jedes Jahr diesem Ereignis entgegen und feiern es hart.
Der Gewinner des diesjährigen Festivals (er vertritt uns, wenn er keinen Einspruch einlegt, dann beim diesjährigen ESC) heißt Marco Mengoni.
In seinem Gewinnerlied geht es (wie soll es auch anders bei uns sein) um die Liebe! Das Lied mit dem Titel „Due Vite“ (zwei Leben) handelt von der Verflechtung zweier Leben in einer Beziehung. Dabei werden verschiedene Szenen aus dem Alltag eines Paares beschrieben. Alles, was die Personen einzeln oder zusammen erleben, auch negative Momente, führen dazu, dass die Personen und das Paar zu dem werden, was sie sind.
Sie kennen mich inzwischen sehr gut und wissen, dass für mich ein Leben ohne Musik nicht lebenswert wäre. John Miles schrieb dazu wohl eines der schönsten Lieder überhaupt – Music, auch er trat übrigens in der denkwürdigen Royal Albert Hall auf.
Reicht die Musik jedoch aus um das Leiden der Menschen, sei es im Krieg oder bei dem verheerenden Erdbeben in Syrien und in der Türkei, zu lindern…?- wahrscheinlich nicht…!
Ich bin mir aber sicher, dass wir alle gemeinsam – als Menschen die umeinander Sorge tragen sollten, gar müssen! – es schaffen könnten, ihnen ihr Leiden erträglicher zu machen, wenn jeder von uns bereit wäre, einen Teil des Leids mitzutragen.
Glaube, Liebe, Hoffnung!
Die (Nächsten)Liebe wohl darunter die größte Kraft.