Spitz-findig-keit #151

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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.

Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Spitzfindigkeiten zuhauf!

Vorbemerkung

Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.

Heute schauen wir dafür zusammen über den großen Teich, befriedigen unseren Spieltrieb und landen nach einer Bahnreise hoffentlich punktgenau in Passau.

1. Spitz-findig-keit

In der NZZ vom 26.1.2024 (hinter Schranke) macht man sich Gedanken über Taylor Swift (wir sind ihr schon in den #126 und 136 begegnet) und ihre „politische Ausstrahlung“.

Taylor Swifts politische Ausstrahlung

„Swifts Fans lieben sie … für ihren Country-Pop, … auch für ihr politisches Engagement.“ Die Frage steht deshalb im Raum, welchen Einfluss sie auf die anstehende Präsidentschaftswahl am 5. November hat?

In 2023 wurde die 34 Jahre junge Sängerin von der Zeitschrift „Time“ zur Person des Jahres gewählt, war mit über 26 Milliarden Streams auf der Musik-Plattform Spotify die beliebteste Künstlerin und ihre Tournee wurde zur erfolgreichsten Konzertreise in der Musikgeschichte. „Auf Instagram folgen ihr mehr als 279 Millionen Personen. Swifts Fangemeinde ist damit fast so gross wie die Bevölkerung der USA mit 332 Millionen Einwohnern. … Swift bewegt sich … in einer Sphäre der Bekanntheit, die nur wenige Stars erreichen. Justin Bieber etwa hat 292 Millionen Fans auf Instagram, Beyoncé kommt auf 319 Millionen Follower.“

Donald Trump weiss um den Einfluss der Pop-Sängerin. Als sie sich in 2018 „… gegen die republikanische Senatskandidatin ihres Gliedstaates stellte, sagte Trump, er möge Swifts Musik jetzt ‚25 Prozent‚ weniger.“ Sollten die sogenannten „Swifties“ Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus verhindern, wird er deren Musik noch weniger mögen.

Am 2.2.2024 heben auch die Tagesschau (von 10:45 bis 13:05) und der SWR3 darauf ab. Es werden im Trump’schen Wählerlager Verschwörungstheorien verortet sowie Swift sogar Hexenkräfte angedichtet.

Donald Trumps Empathie

Die NZZ vom 31.1.2024 (hinter Schranke) interviewt David Brooks, den Kolumnisten der „New York Times“ zum politischen Geschehen in den USA sowie zu menschlichen Beziehungen und Gefühlen. Heraus kommt die folgende Einschätzung.

„Donald Trump ist ein klassischer Narzisst. Er kann sich nicht in andere einfühlen. Er kontrolliert seine Umgebung, indem er die Leute manipuliert, damit sie so handeln, wie er es will. Dennoch bin ich überzeugt, dass Trump, wenn ich ihm ein paar persönliche Fragen stellen würde, ausserordentlich nett wäre. Er versteht es, seinen Zuhörern das Gefühl zu geben, dass sie Teil eines Abenteuers und einer Gemeinschaft sind. Dieser Mann versteht sie, wie sie kein anderer Politiker versteht. Davon fühlt sich vor allem die Arbeiterklasse angesprochen. Donald Trump hat die Fähigkeit, Menschen, die sich unsichtbar fühlen, das Gefühl zu geben, gesehen zu werden.“

2. Spitz-findig-keit

Habe zum ersten Mal am Weihnachtsquiz der FAZ teilgenommen, einer unter rund 10.000 Abonnenten. Lediglich 40 davon, ein 250stel, haben alle 24 Fragen richtig beantwortet. „F.A.Z. – dahinter steckt immer ein kluger Kopf“, stimmt also nur eingeschränkt. Mir fehlten übrigens drei richtige Antworten um bei der Vergabe des Hauptgewinns mitmischen zu können, für eine Flasche Wein hat es aber gereicht.

Habe mich mit dem Spruch „Mensch ärgere Dich nicht“ getröstet. Analog dem Brettspiel aus Berlin, das auf Würfelglück setzt und – wie DerStandard vom 26.1.2024 berichtet – dieser Tage 110 Jahre alt wurde.

3. Spitz-findig-keit

Aus dem bekannten „Buch der Tagebücher“ (zuletzt hier benutzt) zitieren wir heute Heimito von Doderer, Passau-Wien (S. 67 und 623):

„Wenig Eindruck machen mir die Reisen. Es ist wirklich fast nur jenes piefkische ‚Dajewesen‘.“

Aus dem monumentalen Tagebuchwerk des österreichischen Schriftstellers ein Sätzchen vor genau 67 Jahren nur so dahingeschrieben. Laut Wikipedia ist „Piefke in Österreich … ein Ethnophaulismus, also eine umgangssprachlich verwendete, meist abwertend gemeinte Bezeichnung für Deutsche mit entsprechender Sprachfärbung.“ Komplettiert durch einen Seitenhieb auf die vermeintlich kleinbürgerlich-spießige Einstellung. Eine Einzelmeinung, die nicht jeder/jede teilen muss. Ich jedenfalls freue mich riesig auf das Wiedersehen mit alten Kolleginnen und Freunden am kommenden Wochenende in der Drei-Flüsse-Stadt Passau.

Und hier geht es weiter zu einer sehr ernsten Thematik.

#PreppoKompakt

Ärgere dich nicht, noch besser lache darüber! Das ist bei der „Chronik des Irrsinns“ angebracht, die Claudio Casula auf der Achse des Guten – auch im Januar nahtlos ans alte Jahr anknüpfend – reichlich bestückt präsentieren muss.

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