Spitz-findig-keit #201

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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.

Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Spitzfindigkeiten zuhauf!

Vorbemerkung

Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.

Heute schauen wir dafür lieber auf Schlagzeilen, versuchen aus einem rund 2400 Jahre alten Geschichtswerk Erkenntnisse für unsere Gegenwart zu ziehen und realisieren einen neuen Trend, der hoffentlich nicht nur bei den Eidgenossen um sich greift.

1. Spitz-findig-keit

Im Infobrief des Vereins Deutsche Sprache (VDS) vom 11.1.2025 wird die Schlagzeile des Jahres 2024 bekanntgegeben: „Danke, ihr Pfeifen!“ Bild am Sonntag hatte damit vor gut einem Jahr eine Liebeserklärung an die Fußballschiedsrichter Deutschlands überschrieben.

Prof. Walter Krämer, Vorsitzender des VDS: „Die Würdigung der Männer und Frauen, die das Kulturgut ‚Fußball‘ mittragen und jedes Wochenende Millionen Menschen bewegen, war ein sprachliches Glanzstück“. Schiedsrichter seien regelmäßig Anfeindungen auf und neben dem Platz ausgesetzt und dass sie trotzdem Woche für Woche Fans die Möglichkeit geben, ihre Mannschaften im Wettkampf zu erleben, verdiene Respekt. Und dass bei Bild am Sonntag aus der Beleidigung „Pfeifen“ eine liebevolle Umschreibung der eigentlichen Tätigkeit werde, träfe ins sprachliche Herz, so Walter Krämer.

20 Plätze werden vom VDS jedes Jahr vergeben, alle Schlagzeilen des Jahres 2024 mit den Quellen sind hier aufgeführt. Auffällig ist der Bonner Generalanzeiger mit fünf Treffern, gefolgt von der FAZ mit vier. Das Hamburger Abendblatt, das Rang 10 mit zwei anderen Quellen teilt, tut sich bei einer Vorhersage für schlechtes Wetter mit der Schlagzeile „Noch ein Geh-Heim-Tipp“ hervor.

2. Spitz-findig-keit

Faz-net vom 13.1.2025 (hinter Schranke) titelt „Pflichtlektüre für Demokraten: Typen wie Trump gab es schon im alten Athen“. Der Beitrag bringt uns den „Peloponnesischen Krieg„* näher, einem „… Geschichtswerk, das der exilierte athenische Heerführer Thukydides kurz nach der Niederlage seiner Heimatstadt verfasste.“

Dies liefere keine Gebrauchsanweisung für politisches Handeln, halte keine eindeutigen Wahrheiten und Handlungsmuster bereit, denn das einmal Geschehene wiederhole sich nicht. Aber etwas Ähnliches könne immer wieder passieren. „Die Schlacht bei Waterloo wird kein zweites Mal geschlagen, aber noch viele Mächtige werden in Zukunft ihr Waterloo erleben.“

„Die einzigartige Bedeutung von Thukydides’ Werk liegt trotz aller Dramatik nicht in seinen Kriegsschilderungen, sondern in seinen Charakterzeichnungen. Die Menschen, von denen er erzählt, der grobe Kleon, der zaudernde Nikias, der charismatische Alkibiades oder der aufrechte Spartaner Brasidas, werden zugleich als Individuen sichtbar und als Typen erkennbar. Es hat sie in der Weltgeschichte immer wieder gegeben – und es gibt sie auch heute noch. Deshalb sollte jeder deutsche Politiker, der künftig mit Trump, Putin, Musk, Orbán, Kickl, Fico, Erdoğan, Netanjahu und ihresgleichen zu tun hat, den ‚Peloponnesischen Krieg‘ im Reisegepäck haben. Der ferne Spiegel zeigt nicht ihre genauen Porträts. Aber er zeigt ihr wahres Bild“, so Andreas Kilb.

3. Spitz-findig-keit

Die NZZ vom 11.1.2025 berichtet von einer neuen Entwicklung: „Alkoholfrei-Trend schlägt durch: Kulturinstitutionen, Klubs und Gastronomie geraten in Bedrängnis – Erste rufen nach Subventionen. Ob in der Bar, am Konzert oder im Restaurant: In der Schweiz wird immer weniger getrunken. Was gut für die Gesundheit ist, stellt Anbieter im Freizeitbereich vor Finanzierungsprobleme.“

Dann gilt es abzuwägen: Im SWR3-Podcast vom 9.1.2025 hören wir aus berufenem Munde viel über Frauen und Alkohol. Für Nathalie Stüben, bis vor acht Jahren selbst alkoholkrank, hat der Begriff Abstinenz was total Schönes. In dem Buch „Frauen und Alkohol“* (‎Kailash Verlag, 2024, 302 S., 22 €) wirbt sie zusammen mit dem Suchtforscher Prof. Falk Kiefer wohlbegründet dafür.

#PreppoKompakt

Als jemand mit von altersher nur mäßigem Alkoholkonsum, habe ich kürzlich ein Rotwein-Abonnement gekündigt. Auch verschenke ich nun Flaschen nur noch mit dem Hinweis, den Wein in kleinen „Portionen“ zu verköstigen.

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