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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.
Um Denkanstösse zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!
Vorbemerkung
Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.
Schon in den Spitz-findig-keiten #8 und #23 spielten Hör- und Sehgenuß mit oder standen sogar im Vordergrund. Auch heute dominiert die Kunst der Musen in Form der Musik. Dies soll ganz einfach Freude bereiten und damit das Wohlbefinden stärken.
Vorneweg zwei Videos mit grundverschiedenen Musikstilen und Aufführungsorten. Dabei kommen mir die Protagonistinnen wie Schwestern vor. Beide sehr nett anzuschauen, auch die Atmosphäre im Konzertsaal in Seoul/Südkorea und der Rundblick von den Höhen Santorins im griechischen Archipel über Buchten und das Meer einfach traumhaft. Das Ganze runden wir ab mit einem (aus)gesprochen humorigen Zufallsfund im weltweiten Netz. Der Protagonist sagt: „Der Autor ist tot … und ich bin der lebende Beweis dafür. Mein Motto: Der Dativ ist des Objektes Stativ.“
1. Spitz-findig-keit
Nomen est omen – entlehnt von Giuseppe Verdis „Aida“ -, allein der Vorname ist schon Programm. Im Konzert in Seoul am 6.9.2014 brilliert Aida Garifullina mit der Arie „Casta Diva“ – keusche Göttin/Priesterin – aus der tragischen Oper Norma von Vincenzo Bellini. Knapp zehn Minuten lang bezaubert die russische Sopranistin ihr Publikum.
Sehr ansprechend auch ihre Gestik am Ende des Auftritts, wobei sie dem Orchester ruhig etwas mehr Beifall hätte schenken können. Steht ihr deshalb die erste Geigerin/Konzertmeisterin für ein, zwei Sekunden auf der roten Schleppe (ab 10:20) – wohl kaum.
2. Spitz-findig-keit
Auf Santorin lässt sich gut musizieren. Wikipedia zählt allein vier Musikfestivals auf, die übers Jahr regelmäßig auf der stark von Touristen frequentierten Insel in der südlichen Ägäis stattfinden. Und dann hat am 30.7.2021 dort noch Olga Korolova aus der Ukraine einen Premierenauftritt. Gekonnt mixt sie Techno-Melodien und unterstreicht diese mit grazilen Bewegungen.
Man muss nicht unbedingt die ganze Länge des 55-minütigen Videos auskosten, da auch die Schwenks in die Landschaft und die Drohnenaufnahmen Wiederholungen aufweisen. Aber auch hier können zehn Minuten zum wahren Genuß werden. Wer möchte unterlegt spaßeshalber die Bilder aus Santorin mit der Arie der „keuschen“ Priesterin. Auch das konveniert.
3. Spitz-findig-keit
Passend zu unserem Beitrag „Kryptos als Überraschungsei“ nun das „#betrügerei“ in der Reihe „Dominiks letzte Worte“ vom 12.3.2018, dort auch als podcast abrufbar.
Kuckuck!
Das Betrügerei wird ahnungslosen Vogeleltern vom Kuckuck, dem Rabenvater unter den Piepmätzen, untergeschoben. Sobald das Prellerei geschlüpft ist, buckelt das Wechselküken die anderen Eier aus dem Nest und festigt somit seinen Einzelkindstatus.
Der Vorgang des Hinausdrängens wird auch als Rempelei bezeichnet.
Die nichtsahnenden Leihelterntiere versorgen nun den vermeintlichen Nachwuchs solange mit Futter, bis dieser groß und stark wird, oftmals sogar größer und stärker als seine unfreiwilligen Adoptivvögel. Diese vermuten zwar, dass sie Hochstapelei zum Opfer gefallen sind, möchten sich jedoch gegenseitig nicht nicht über ihre mangelnden ornithologischen Kenntnisse in Verlegenheit bringen. Das Betrügerei ist auch unter dem Namen Schmu bekannt. Daher stammt auch der Begriff der Nestbe-Schmu-tzung.
Die Reihe „Dominiks letzte Worte“ endet sang- und klanglos ohne Erklärung zu den Gründen im Mai 2019. Aber keine Sorge, Dominik Wachsmann wurde im Netz an anderer Stelle noch gesehen. So am 21.8.2021 mit einem Schlußwort: Sein sehnlichster, ein wahrlich frommer Wunsch (unter einer Minute), über dessen Umsetzung ins Bild man vermutlich herzhaft lachen kann und darf.
Um Betrug – und wie man ihn verhindern kann – geht es auch hier.
#PreppoKompakt
Den Opernfans dürften Ähnlichkeiten von Norma mit dem Kuckucksvogel aufgefallen sein. Auch in der Oper gibt es Kinder von deren Existenz niemand etwas ahnt. Denen zudem droht, sogar von der eigenen Mutter aus dem Nest geworfen zu werden. Zum Schluß aber gesteht die unkeusche Priesterin ihre Schuld und es siegt die Mutterliebe. Spannender und dramatischer nicht darzustellen.