Spitz-findig-keit #143

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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.

Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Spitzfindigkeiten zuhauf!

Vorbemerkung

Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.

Am zweiten Advent dominiert die Musik, nicht die weihnachtliche Spielart, dafür bleiben uns noch zwei Wochen Zeit. Etwas Nachdenklichkeit steckt allerdings schon heute mit drin.

1. Spitz-findig-keit

„24K Gold Music“, eine äußerst gekonnt singende, tanzende und musizierende US-amerikanische (Amateur?)Gruppe, mit einem Lied (auf YouTube in 2:15 Minuten festgehalten), das ursprünglich das Gedenken des (9-jährigen) Sohns für den (verstorbenen) Vater zum Ausdruck bringt. Komponiert von Phil Spector und zusammen mit den The Teddy Bears 1958 vor- und von allen möglichen Leuten (einschließlich der frühen Beatles bis hin zu Amy Winehouse) nachgesungen (siehe Wikipedia). Sehr einfühlsam, zugleich lustig und grandios ins Bild gesetzt auch von Dolly Parton, Linda Ronstadt und Emmylou Harris (auf YouTube ca. 4 Minuten).

2. Spitz-findig-keit

In faz-net vom 4.12.2023 wird (hinter Schranke) über das Gedenken an die 1923 in New York geborene und 1977 in Paris verstorbene Opernsängerin Maria Callas berichtet. Am 2. Dezember hätte sie ihren 100. Geburtstag feiern können. „In diesem Jahr … wird der Sängerin nun wie einer Kunstheiligen gehuldigt. Vollzogen wird die späte Heiligsprechung in einem Ritual, das aus dem Internet bekannt ist: dem Unboxing. Vorbild sind Videos von Online Communities, in denen eine Ware wie eine Monstranz vorgeführt wird.“

Sie ruht derweil auf dem Friedhof Père-Lachaise, mit 43 Hektar der größte Friedhof in Paris und zugleich die erste als Parkfriedhof angelegte Begräbnisstätte der Welt (siehe Wikipedia). Im dortigen Kolumbarium ist neben Maria Callas (symbolisches Urnengrab Nr. 16258) übrigens auch Max Ernst zuhause (Urne Nr. 2102; zur Künstlerfamilie Ernst siehe unsere #138). Sowohl bei Callas als auch Ernst sucht man allerdings auf dem Stein vergebens nach einem aussagekräftigen Text.

Eine größere Auswahl englischer Texte für Grabsteine präsentiert die Firma Stoneletters aus Oxfordshire/UK auf ihrer Internetseite. Darunter auch „To know him was to love him“, der Spruch auf dem Grabstein des Vaters, der Phil Spector zu seinem Lied inspiriert haben soll.

3. Spitz-findig-keit

Im FAZ-Frühdenker und auf faz-net vom 7.12.2023 wird (hinter Schranke) über einen der größten Skandale in der Popgeschichte berichtet, den Aufstieg und Fall von Milli Vanilli. Die Geschichte wurde nun unter der Regie von Simon Verhoeven verfilmt und kommt als „Girl You Know It’s True“ am 21. Dezember in die Kinos.

„Ende der 80er-Jahre wurden Rob ­Pilatus und Fabrice Morvan über Nacht zu Superstars mit Nr.-1-Hits und einem Grammy. Zwei Jahre später wurde öffentlich: die beiden hatten nie selbst gesungen. Ihr Produzent Frank Farian nutzte sie als Aushängeschild für Songs, die er mit anderen Sängern aufgenommen hatte. Während Farian den Skandal ohne Folgen überstand, endete die Karriere der angeblichen Sänger abrupt. Morvan arbeitet heute als Musiker und DJ in Amsterdam. Pilatus dagegen wurde wegen Raubs und Körperverletzung verurteilt und starb 1998 an einer Überdosis Drogen.“

Regisseur Verhoeven zufolge passt die Geschichte von Milli Vanilli gut in die heutige Zeit. „Dieses Thema – berühmt werden um jeden Preis – ist ein aktuelles Thema“. Der Film stelle auch viele interessante Fragen zur Gegenwart, „… vor allem mit Blick auf Influencer und ihre spezielle Art von Berühmtheit.“

Und hier geht es weiter in die richtige Richtung.

#PreppoKompakt

Ruhm ist vergänglich, es sei denn Mann/Frau wird „heiliggesprochen“. Manchmal hilft Stein, was vom weltweiten Internet eines Tages bleibt, wird sich zeigen.

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