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Spitz-findig-keit #135

7 minutes

Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.

Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Spitzfindigkeiten zuhauf!

Vorbemerkung

Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.

Heute schauen wir dafür lieber bei einem gerührten Dramatiker in Wien vorbei und erfreuen uns am geschwinden, leichtfüßigen Spiel der Eichhörnchen und am ausgeprägten Gleichmut der Esel. Mit Fug und Recht kann Mann/Frau sagen, es geht bei uns echt tierisch zu.

1. Spitz-findig-keit

Der Dramatiker Friedrich Hebbel (1813-1863) hat von 1835 an bis ans Lebensende Tagebücher geführt. Das 1800 Seiten umfassende „… Werk von unerschöpflichem Gedankenreichtum, Sprachwitz und verblüffender Aktualität …“, wird von Franz Kafka als eines jener raren Bücher verortet, „… die ‚beißen und stechen‘ und einen wecken ‚mit einem Faustschlag auf den Schädel‘, eine Axt ‚für das gefrorene Meer in uns‘.“

Im „Buch der Tagebücher“ (hier immer wieder bemüht, zuletzt in der #124) ist am 15. Oktober 1859 – vor genau 164 Jahren – folgendes festgehalten (S. 631 zur Person siehe oben, S. 482 zum Eintrag): „Wir haben seit einem Jahr ein kleines Eichkätzchen, das uns Allen unendliche Freude macht. Neulich verletzt das arme Thier sich den Fuß und reißt sich, weil es im Käfig hängen bleibt, beim Losmachen eine Tatze aus. Es blutet furchtbar und weil es den Fuß schüttelt, befleckt es sich mit den Blutstropfen die weiße Brust. Augenblicklich hört es auf, den wunden Fuß zu lecken und leckt die Brust, die es beschmutzt glaubt. Rührenderes habe ich in der Natur nie gesehen.“

2. Spitz-findig-keit

Eichkätzchen, eben auch Eichhörnchen genannt, sind in großer Zahl auf dem Ebinger Friedhof zugange, spielen herum, ohne sich einen Fuss auszureißen, also ohne jedes Blutvergießen. Wir haben dies im melodisch unterlegten Video 82 Sekunden lang festgehalten. Uns Lebende und auch die Toten freut es – ganz sicher.

3. Spitz-findig-keit

Esel – aber nicht nur – am vorletzten Donnerstag im Donautal nahe Thiergarten, auch letzten Freitag in Albstadt-Onstmettingen die dreistündige Rundwanderung mit Peterle und Paulchen – eine regelrechte Eselei:

Esel – laut Wikipedia ponygroße Vertreter der Pferdefamilie mit sehr langen Ohren, können über 40 Jahre alt werden – nicht nur zum Anschauen, auch zum Mitwandern, Streicheln, Striegeln und Füttern. Eine gemütliche, entschleunigte Fortbewegungsart, für Geist und Körper bei herbstlichem Wald mit blauem Himmel in der Gruppe Genuß pur. Zugleich erlaubt eine solche Wanderung mittels Augenschein die Korrektur des gängigen Bildes vom dummen Esel. Diese eher vorsichtigen Tiere benötigen eben manchmal „Eselsbrücken“ (warum ist auf SWR3 vom 21.9.2023 anzuhören). Seit fünf Jahren ziehen nun die beiden 11 Jahre alten „Albesel“ im Raum Albstadt über die Alb. Sie sind zu moderaten Preisen einschließlich Vesper und Erläuterungen für Halbtagestouren (4 bis 4 1/2 Stunden), Spaziergänge (2 1/2 Stunden) und Abendspaziergänge (3 Stunden) zu buchen (genaue Angaben auf der Internetseite https://albesel.de/ – mit Touren, Steckbriefen und Bildern). Für Kinder, wie für Erwachsene geeignet. Paulchen und Peterle – dies sollte man noch wissen – sind keine Reittiere, manchmal müssen sie allerdings als Lastesel ran.

Und hier geht es erkenntnisreich weiter.

#PreppoKompakt

Ganz so wild wie Friedrich Hebbel schlagen wir mit den Spitzfindigkeiten nicht zu. Aber „stechen und wehtun“ gehört auch bei uns zum Programm. Heute gab es allerdings überhaupt keinen Grund, davon Gebrauch zu machen.

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