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Spitz-findig-keit #177

6 minutes

Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.

Um Denkanstöße zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Spitzfindigkeiten zuhauf!

Vorbemerkung

Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.

Heute blicken wir dafür gemeinsam auf dunkle Stunden der Menschheit sowie unterbelichtete Bundesregierungen, amtierend und außer Diensten.

1. Spitz-findig-keit

Stefan Zweig (1881-1942), der uns mit seinen „Sternstunden der Menschheit“ – hier als Aufhänger benutzt – in seinen Bann gezogen hat, hat zum Auftakt des großen Krieges, später Erster Weltkrieg genannt, am 4. August 1914 folgendes in sein Tagebuch geschrieben (im bekannten „Buch der Tagebücher“ auf S. 365-366, zur Person S. 664):

„Tausend Gerüchte, morgen sollen wir einberufen werden, in 10 Tagen, in einem Monat, alles spricht anders. Meine Freunde sind schon alle an der Front, auch Hoffmannsthal, der Dichter. Es ist gräßlich noch hier herumzugehen, die Frauen sehen einen an: was tust Du noch hier, Du junger Mensch. Geschäfte sind gesperrt wegen Einberufung. … Mittags am Graben das Gerücht von einem großen deutschen Sieg – nachmittags arbeite ich aus Verzweiflung meinen Artikel über Deuschland, schreibe mein Testament. Und Abends in der Presse, wie ich ihn bringe triffts mich wie der Blitz: die Deutschen brechen Belgiens Neutralität, schaffen sich England auf den Hals, opfern die Colonien, geben unsere Flotte England und Frankreich preis und all dies nur um rasch nach Paris zu stoßen. Es ist Genialität oder Irrsinn – nie war die Welt so rasend. … Es ist der entsetzlichste Tag meines ganzen Lebens – ein Glück daß F[riderike] wieder hier ist, sie hat Macht der Beruhigung über mich.“

Das waren die Empfindungen Stefan Zweigs heute genau vor 110 Jahren in Wien zu einer extrem „dunklen Stunde der Menscheit“.

2. Spitz-findig-keit

Was unsere unterbelichtete Ampelkoalition mit der Teillegalisierung von Cannabis anrichtet, hatten wir in den #162 und 173 schon aus verschiedenen Blickwinkeln beschrieben. Auf faz-net wird am 20.7.2024 (hinter Schranke) nun über einen in Köln ausgetragenen, grenzüberschreitenden Bandenkrieg berichtet, bei dem es mit Sprengstoff­attacken und einer brutalen Entführung um (vermutlich) 300 Kilogramm verschwundenes Cannabis ging.

In der holländischen Rauschgiftmafia gibt es Personen mit marokkanischen Wurzeln, aber auch „… Asiaten, Afrikaner, Menschen mit deutschem Pass und … Ur-Holländer. Was diese Täter verbindet, ist ihre Skrupellosigkeit und Brutalität. Konkurrenten oder Leute, von denen sie sich betrogen und bedroht fühlen, werden aus dem Weg geräumt. Diesen Kriminellen ist es auch völlig egal, ob Unschuldige dabei zu Schaden kommen. Für sie geht es darum, mit allen Mitteln klarzumachen, wer der Stärkere ist.“

Oliver Huth, Landesvorsitzender Nordrhein-Westfalen des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, sagt, das sei erst der Anfang. „Die Ampel hatte behauptet, mit ihrem großartigen Gesetz würde der Schwarzmarkt ausgetrocknet. Alle Fachleute haben immer gesagt, dass das Unsinn ist. … Wir erleben eine Cannabisschwemme. Die Drogenmafia lacht sich aber nicht nur deshalb ins Fäustchen.“ Denn das Gesetz sei eine Mischung aus Strafverfolgungsbehinderung und Ressourcenbindung, weil die neuen Strafbarkeitsgrenzen auch rückwirkend gelten. „Das führt zu einem riesigen Wirrwarr und dazu, dass auch die Verfolgung anderer Straftaten liegen bleibt.“

Und weil jetzt jeder über 18 Jahre 25 Gramm Cannabis in der Tasche haben und zu Hause sogar 50 Gramm lagern darf, sind Kontrollen erschwert und die Unterscheidung zwischen bloßen Kon­sumenten und Dealern auch nicht mehr im Ansatz möglich. „Es werden immer weniger Kontrollen stattfinden. Und weil es auf absehbare Zeit kaum legalen Stoff gibt, funktioniert das Gesetz wie ein Konjunkturprogramm für den Schwarzmarkt.“ So der Mafia-Experte Oliver Huth.

3. Spitz-findig-keit

Kurz und schmerzvoll, so lässt sich Vera Lengsfelds Artikel über Angela Merkel, die Frau aus unserer #175 beschreiben. Auf der Achse des Guten vom 27.7.2024 unter der Überschrift „Die Kanzlerin, die den Gaul zu Tode ritt“ und mit dem Zwischentitel „In der Retroperspektive erweist sich Angela Merkels Regierungszeit als historisches Desaster und tiefere Ursache der heutigen Probleme. Das Ampel-Versagen sattelt lediglich oben drauf.“

Aufhänger ist das am 14.6.2024 im Anderwelt Verlag erschienene und von Gerold Keefer herausgegebene Buch „Die Kanzlerin, die aus der Kälte kam: Biographie einer Unbekannten„* (452 S. für 28,90 €). Enthalten auch der Hinweis auf die am 27. November diesen Jahres erscheinende Merkel-Autobiografie „Freiheit. Erinnerungen 1954-2021“. „Man darf gespannt sein, welche Freiheit die Ex-Kanzlerin meint. Es wird höchste Zeit, der Merkel-Legende fundiert zu widersprechen.“ So Vera Lengsfeld.

Und hier geht es auch fürstlich weiter.

#PreppoKompakt

Traurig, aber wahr! Georg Danzer – und damit wären wir zurück in Wien – hat 1980 ein Lied über diesen trefflichen Spruch zu Papier und auf die Bühne gebracht, hier nachzulesen und anzuhören. Uns allen noch einen schönen olympischen Sonntag.

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