Spitz-findig-keit #35

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Spitz oder Spitze sind in aller Regel pointierte Aussagen zum Zeitgeschehen. Dies kann, muss aber nicht die Politik betreffen. Es kann auf die Gegenwart oder auch auf die Vergangenheit gemünzt sein. Spitz ist eine Aussage dann, wenn sie sticht, der betreffenden Person oder Personengruppe wehtut, spitze, wenn sie ausgezeichnet formuliert ist und im Idealfall zudem die Wahrheit abbildet. Fi/ündig, wenn der beschriebene Umstand nicht ganz offensichtlich, also erst zu ergründen ist. Und -keit lässt auf unterschiedliche menschliche Eigenheiten/-schaften schließen, wie beispielsweise Eitelkeit, Heiterkeit, Überheblichkeit oder, oder. Alles zusammengenommen eine echte Spitzfindigkeit. In unserer Kolumne ‚Spitz-findig-keit‘ zitieren wir in lockerer Folge jeweils zwei oder drei Aussagen und verschonen dabei auch nicht klassische Denkerinnen und Denker.

Um Denkanstösse zu geben, die Freude am Formulieren zu wecken – nichtzuletzt auch um dem Humor in unserer doch etwas trostloseren Zeit wieder mehr Geltung zu verschaffen. Erhöht das Wohlbefinden. Packen wir es an! Ich sage nicht, wir schaffen das. Aber wir probieren es auf jeden Fall!

Spitz-findig-keit #35

Vorbemerkung

Es gibt nach Immanuel Kant auch eine falsche Spitzfindigkeit, die wir uns hier allerdings nicht zu eigen machen wollen. Wer dem dennoch nachgehen möchte – Die falsche Spitzfindigkeit der vier syllogistischen Figuren – kann dies hier gerne tun.

Heute wollen wir uns, um Zeit – nicht Steuern – zu sparen, kürzer fassen. Und auch ein wenig Persönliches einfließen lassen.

1. Spitz-findig-keit

Eine lohnende Lektüre bietet das aktuelle Schwarzbuch 2021/22 des Bundes der Steuerzahler Deutschland e.V. (BdSt) über die öffentliche Verschwendung von Steuergeld in der öffentlichen Verwaltung. Darin ist unter „Aufgedeckt“ auch ein Verschwendungsatlas enthalten, der die hundert exemplarisch beschriebenen Fälle sauber in die Landkarte einnordet. Damit ist kinderleicht nachzuvollziehen, wie und wo besonders viel Steuergeld verschwendet wurde und wird.

Das Schwarzbuch in Hochglanz Optik ist vom BdSt kostenlos zu beziehen, wobei eine kleine Spende fürs eigene gute Gewissen sorgt. „Denn was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen.“ Dieser Goethe-Spruch wird regelrecht auf den Kopf gestellt. Denn alles was im Schwarzbuch – übrigens schon die 49. Ausgabe – auftaucht, ist verbranntes (Steuer)Geld. Wenn schon, dann haben es andere nach Hause getragen, der Steuerzahler aber muss dafür geradestehen.

Nur ein Beispiel, aber kein zufälliges: Für das Bundeskanzleramt, Erstbezug 2001, Kosten 262,5 Mio. Euro, ist ein Erweiterungsbau am gegenüberliegenden Spree-Ufer in Vorbereitung. Das neue Gebäude, geplante Kosten 485 Mio. Euro, soll 2028 bezogen werden. Damit würde sich die Nutzfläche des Regierungssitzes verdoppeln. Als die Pläne Anfang 2019 vorgestellt wurden, hieß es, die Zahl der Beschäftigten sei von 410 auf 750 gestiegen, inzwischen sind es noch mehr (der Bau ausführlich hier im Schwarzbuch beschrieben, einschließlich Prognose, dass er stattliche 639 Mio. Euro kosten könnte). Über den wuchernden Staat in der Ära Merkel hatten auch wir uns in der Spitzfindigkeit #5 schon ausgelassen, die Masse an Abgeordneten im Parlament eingeschlossen.

2. Spitz-findig-keit

Unsere relativ bescheidene, grundsätzlich vom Ende her denkende Bundeskanzlerin Angela Merkel hat das wohl verinnerlicht: doppelt genäht hält besser, auch im Ruhestand. Gut vorgesorgt für die Zeit danach, dies passt voll ins vom Bund der Steuerzahler oben beschriebene Bildnis.

„Sie hat sich ein vom Steuerzahler personell üppig ausgestattetes Büro mit neun Mitarbeitern gesichert, wie der Spiegel auf Basis eines Briefes der neuen Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) berichtet. Ihre beiden künftigen Büroleiter erhalten ein saftiges B6-Grundgehalt (10.412 Euro monatlich). Dazu kommen zwei Referenten, zwei Sachbearbeiter, eine Stelle für „Bürosachbearbeitung“ und selbstverständlich zwei Chauffeure.“ So Ferdinand Knauss auf Tichys Einblick vom 17.11.2021.

Wieder mal alternativlos, einfach „Wahnsinn“. Mehr fällt mir dazu am Ewigkeitssonntag nicht ein.

3. Spritz-findig-keit

Mit spitzer Spritze ein kleiner Pieks. Letzten Mittwoch sind wir Senioren durch unseren Hausarzt in den Genuss der sogenannten Booster-, d.h. Auffrischungsimpfung gekommen. Ein inzwischen routinierter Ablauf, kurz und (annähernd) schmerzlos. Wenn man tags darauf die Stelle am Arm betastete, spürte man lediglich eine leichte Erhebung und eben die Berührung. Ansonsten, wie schon bei den ersten Impfungen, null Probleme. Als „Krönung“ am Mittwochnachmittag der Besuch in der Turm-Apotheke, wo es die entsprechenden Zertifikate gab, um die CovPass-App zu füttern.

Zum aktuellen Impfstatus haben das Bundesgesundheitsministerium (BMG) und das Robert Koch-Institut (RKI) übrigens das „Covid-19 Impfdashboard“ eingerichtet. Hier gibt es Informationen in Form der Impf-Uhr, dem Impf-Fortschritt nach Bundesland und Altersgruppen und natürlich auch die Zahlen der mindestens einmal und der vollständig Geimpften sowie der Geimpften mit Auffrischungsimpfungen.

Und hier geht es weiter zu den Kernen.

#PreppoKompakt

Zum Abschluss ein leicht düsterer Gedanke im November zur Masse statt Klasse im 736 Köpfe zählenden neuen Bundestag. Früher war alles besser, denkt und sagt man leichthin. Und ja, heute beginnen die Hinterbänkler schon kurz hinter der zweiten Sitzreihe. Ist nur (m)ein persönlicher Eindruck – ob den „Schmidt-Schnauze“ so mitgetragen hätte? Vermutlich ja, wenn wir uns seine in der Spitzfindigkeit #27 festgehaltende Meinung nochmals vor Augen führen.

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